Pro & Contra: Braucht es ein neues Warenhaus?
Pro: Einkaufen als Erlebnis
Ein traditionelles „Warenhaus“ soll es also werden, mitten auf der Mariahilfer Straße. Das klingt nach Luxus, Glamour – und ein bisschen nach vergangenen Zeiten. Aber braucht es denn das, in der Ära des Online-Handels?
Ja, wahrscheinlich mehr denn je. Wenn sich der
Handel im Kampf gegen die digitale Konkurrenz nicht vorzeitig geschlagen geben will, dann muss der Einkauf wieder mehr sein als eine bloße „Erledigung“. Einkaufen muss zum Erlebnis werden, zu einem kleinen Abenteuer. Was würde sich dafür besser anbieten als ein Warenhaus, wie es Touristen aus Berlin, Paris und London kennen. Dort kann man flanieren, staunen, verkosten und ausprobieren. Das vermittelt Lebensgefühl, auch wenn man sich nicht jeden Luxus immer leisten kann.
Und, ganz nebenbei: Einer Weltstadt wie Wien steht nicht nur Modernes gut, sondern auch die Tradition. Die Erwartungen an das Wiener KaDeWe sind hoch.
Contra: Die falsche Antwort
25.000 Quadratmeter nur zum Shoppen – ist das noch zeitgemäß? Vergangene Woche sind alleine in Wien 30.000 (junge) Menschen für Klimaschutz und damit auch für Ressourcenschonung auf die Straße gegangen. Und die Antwort darauf ist ein fünfstöckiges Zentrum für den Konsum?
Ein Durchschnittseuropäer besitzt im Schnitt 10.000 Dinge – und benötigen davon wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte. Müssen wir also wirklich ein Haus im Herzen der Mariahilfer Straße, die sich immer mehr zu einer Flanier- und Gastronomiemeile entwickelt, mit neuen Dingen füllen, die wir wollen sollen?
Dinge, die wohl nicht ums Eck produziert werden. Ja, Designer aus der Umgebung sollen eingeladen werden, heißt es vom Projektentwickler. Den Löwenanteil der Produkte werden sie aber kaum ausmachen.
Sollten wir nicht langsam die Proteste der jungen Generation ernst nehmen und unsere Lebenswelt adaptieren?