"Popoklatscher" für die Fußballspielerinnen: Trainer angeklagt
Als Fußballtrainer hat man eine gewisse Macht. Man wählt, wer zum Einsatz kommt, wer auf der Bank sitzen muss. Wer Kapitänin wird oder eben nicht. Der 40-jährige Angeklagte, der am Donnerstag im Landesgericht für Strafsachen in Wien Platz nehmen muss, soll ein mehr als professionelles oder freundschaftliches Verhältnis mit den jungen Frauen gepflegt haben, die er trainiert hat.
Insgesamt sieben Mädchen des Wiener Zweitliga-Klubs werfen dem Mann vor, das Autoritätsverhältnis missbraucht zu haben. Mehr noch. Es geht um unangebrachte Berührungen und mehr.
Teilweise geständig
Der Angeklagte selbst erklärt: "Ein paar Sachen stimmen, ein paar nicht. Und ein paar wurden anders dargestellt."
Rechtsanwalt Walter Pirker gesteht ein, dass sein Mandant "vieles falsch gemacht hat". So hätte es "Popo-Klatscher" gegeben. "Die sind nicht hinzunehmen", sagt der Anwalt. Er habe die Mädchen bei Verletzungen eingecremt. "Aber es gab keine Massagen, wie die Staatsanwältin sagt." Geschlechtliche Handlungen bestreitet der Trainer vehement.
Ein Mädchen, das am Beifahrersitz mit ihm im Auto saß, erinnerte sich an eine Aussage: "Hier sitzt normal meine Freundin." Gleichzeitig soll der Mann seine Hand auf den Schenkel gelegt haben. Das sei aus dem Zusammenhang gerissen, sagt der Anwalt. "Ja, er hat Spielerinnen mit dem Auto abgeholt. Aber sie wären sonst nicht zum Training gekommen. Er wollte ein guter Trainer sein, hat die Aufgabe extrem ernst genommen."
Es sei dumm gewesen, so einen engen Kontakt zu den Mädchen zu haben, mit ihnen zu chatten. Er werfe sich selbst vor, die Distanz nicht gewahrt zu haben. "Aber er war ein strenger Trainer", erklärt der Anwalt.
Doch wie kommt es, dass gleich sieben Spielerinnen Vorwürfe gegen den Mann erheben? Eine hatte sogar ausgesagt, Sex mit ihm gehabt zu haben.
Ein Komplott?
"Das kann ich mir bis heute nicht erklären. Ich habe ihr sogar Extra-Training angeboten, weil sie so talentiert war." Die Mädchen hätten sich untereinander abgesprochen, erklärt er dem Richter. Oder: "Klar ist der Trainer schuld, wenn man nicht spielt. Das kenne ich von mir, ich habe ja selbst einmal gespielt."
Gesicherte Chats zeigen allerdings, dass es durchaus hinterfragenswerte Nachrichten des Trainers gab. "Als ich sie nachgelesen habe, war ich selber schockiert", gesteht der Angeklagte zu. "Da war leider Schlüpfriges dabei. Da bin ich zu weit gegangen."
Unter anderem lobte er die Figur einer Spielerin und schrieb: "Wenn das so weiter geht, scheiß ich auf 18. Bissi Gefängnis schadet nicht." "Ein blöder Scherz", kommentiert der Trainer heute.
Die Trainerkarriere sei für den Angeklagten jedenfalls vorbei. "Daran sind die Medien schuld". Bei einer Verurteilung würde er auch seinen Job als Angestellter verlieren. "Er ist also jetzt schon bestraft. Dabei ist er noch nicht einmal verurteilt", meint der Anwalt.
Der Angeklagte beschreibt das Training mit Mädchen: "Es ist schon ein Unterschied, ob man Burschen oder Mädchen trainiert. Man muss auf gewisse Sachen achten. Burschen vertragen mehr Kritik, Mädels nehmen sich die Sachen mehr zu Herzen." Popoklatscher wären aus seiner heutigen Sicht nicht in Ordnung.
Urteil fällt am Donnerstag keines. Die Verhandlung wird auf 29. Juni vertagt. Die Staatsanwältin will sämtliche Spielerinnen der damaligen Mannschaft befragen.