Chronik/Wien

Pilotprojekt: Ein Parkplatz vor der Haustür

Renate Kaufmann, Bezirkschefin von Mariahilf, steht mit ihren Kollegen aus den Nachbarbezirken und der Vizebürgermeisterin im Regen vor dem Raimundtheater. Sie alle sind gekommen, um zu sehen, wie Arbeiter jene Schilder aufstellen, die dem Grätzel Entlastung bringen sollen.

Der sechste Bezirk leidet so wie Neubau und Josefstadt unter Parkplatznot, vor allem in den Grätzeln rund um die Theater. Daher wurden in Mariahilf im Bereich rund um das Raimundtheater, in Neubau beim Volkstheater und in der Josefstadt nahe dem gleichnamigen Theater Pilotprojekte für Anrainerparken geschaffen. "10 Prozent der Parkplätze in diesen Zonen sind für Anrainer reserviert", erklärt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Die Parkplätze sind nur für Autos mit Parkpickerl verfügbar, Motorräder oder Autos mit Parkkarten dürfen nicht auf den reservierten Plätzen abgestellt werden.

Die Bezirkschefs verhehlen nicht, dass ihnen das zu wenig ist. "Vor zwei Jahren hieß es noch, das geht überhaupt nicht", sagt Thomas Blimlinger, Bezirkschef im Siebenten. Der heutige Tag sei zwar ein erster Schritt, doch er könne sich noch weitere Grätzel vorstellen.

Kritik kommt von den Autofahrerklubs. Sie befürchten lediglich die Verdrängung des Problems auf andere Grätzel. Die Josefstädter Bezirkschefin, Veronika Mickel, geht daher noch einen Schritt weiter: "Mein Ziel bleibt es, das Anrainerparken auf die gesamte Josefstadt auszudehnen."

In den nächsten Tagen werden nun alle Schilder für das Pilotprojekt aufgestellt. Die Kosten dafür betragen knapp 50.000 Euro. 20 Prozent davon zahlen die Bezirke, 80 Prozent kommen aus dem Budget der Stadt. In einem Jahr soll das Projekt evaluiert werden.

Pickerlstreit

Auch bei der Ausweitung des Parkpickerls gibt es Bewegung. Am Rande des Donauinselfests kündigte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) dem KURIER eine rasche Politlösung im Parkpickerlstreit an. "Ich bin zuversichtlich, dass wir hier Ende der Woche etwas präsentieren können." Ob Rot-Grün mit einer eigenen Volksbefragung in die Offensive geht, wollte Häupl nicht verraten. Vassilakou versprach, dass man die Unterzeichner des Pickerl-Begehrens nicht im Regen stehen lassen werde.