Parkpickerl in Wien-Döbling: Mehr Pro als Kontra
Von Johanna Kreid
Stundenlanges Kreisen, Ungeduld und Ärger inklusive: Die Parkplatzsuche in Döbling kann Nerven kosten. Ab morgen, Donnerstag, können daher 56.000 Bewohner des Bezirks abstimmen, ob sie die Einführung des Parkpickerls befürworten oder ablehnen. Die einen freut es: "Ich kämpfe seit 2010 dafür, dass ein Parkpickerl kommt", sagt Heinz Hieber von den Döblinger Grünen. Andere finden sich mit der Aussicht darauf zumindest ab: "Ich bemerke in der Bevölkerung ein Umdenken. Immer mehr sind für eine Parkraumbewirtschaftung", sagt ÖVP-Bezirksvorsteher und Pickerl-Skeptiker Adi Tiller.
Trotz Vorfreude, sagt Grün-Politiker Hieber, sehe er das Thema differenziert: Einerseits gebe es natürlich Ecken des Bezirks, die quasi permanent verparkt seien. Andererseits verstehe er Betriebe, die sich sorgen, wo ihre Kunden und Mitarbeiter künftig parken sollen.
"Besonders betroffen sind die Wohngebiete entlang der U-Bahn, der Schnellbahn und der Straßenbahnlinien D, 37 und 38", sagt Hieber. Auch im Cottageviertel herrsche Parkplatznot: Dort habe das Problem massiv zugenommen, da seit September immer mehr Lenker aus dem 18. Bezirk ihre Fahrzeuge hier abstellen, die das Parkpickerl, das dort seit Anfang September gilt, (noch) nicht kaufen wollten.
Pendler-Problem
"Und nicht zuletzt gibt es auch Pendler aus den Nachbarländern, etwa Deutschland oder Tschechien, die oft für mehrere Wochen in Döbling parken", erläutert Hieber. "Auch das betrifft vor allem die Wohngebiete. Manche von ihnen lassen das Auto sogar bis zu drei Monate stehen. Da ist es ihnen nicht so wichtig, ob sie nahe bei einer U-Bahn parken." Kurioses Detail: "Ich habe auch schon mit Touristen aus Deutschland gesprochen, die einen Städte-Trip nach Wien gemacht haben. Denen wurden in deutschen Reisebüros sogar Stadtpläne gegeben, in denen verzeichnet war, in welchen Bereichen Wiens man gratis parken kann", ergänzt Hieber.
Freilich wisse er auch über die Kehrseite Bescheid: "Örtliche Betriebe, etwa Heurigen oder Architekturbüros, wissen nicht, wo ihre Mitarbeiter künftig parken". Diese müssten wohl öffentlich anreisen. "In Summe bin ich aber zuversichtlich, dass die Vorteile überwiegen", sagt Hieber.
Bezirksvorsteher Tiller geht derzeit davon aus, dass sich die Bewohner seines Bezirks mehrheitlich für das Pickerl aussprechen werden. Ausnahme sind aber angedacht, etwa der Parkplatz beim Krapfenwaldbad: "Es wäre ja absurd, müssten die Gäste alle drei Stunden in Badehose das Bad verlassen, um ihr Auto umzuparken."
Und auch die FPÖ – eigentlich dezitierter Gegner des Parkpickerls – nimmt es gelassen: "Ich glaube, das Ergebnis wird knapp ausgehen", sagt Bezirksobmann Dominik Nepp. "Aber wenn die Mehrheit dieses Pickerl wünscht, werden wir es auch beschließen." Ihm schwebe eine andere Lösung vor: "Unser Plan war, dass jeder Wiener ein alternatives Parkpickerl bekommt, mit dem er dann gratis in ganz Wien parken kann." Wie sich das ausgehen kann? "Das würde sich schon irgendwie verteilen", erwidert er.
- KURIER-Kommentar: Keine Panik vor dem Parkpickerl