Chronik/Wien

Opernsänger vor Justizministerium niedergestochen

Andrey Chakov gilt als große Nachwuchshoffnung in der Opernwelt. Der 27-jährige Bariton aus der Ukraine hätte am Freitag an einem großen internationalen Gesangswettbewerb in Wien teilnehmen sollen. Doch Chakov liegt seit Donnerstag im Krankenhaus. Ein Unbekannter rammte ihm in der Nähe des Wiener Volkstheaters ein Messer in den Bauch.

Milz verletzt

„Er hat im Konzerthaus Probe für die Belvedere Competition gehabt, er hat sich eingesungen. Die Stimme war da“, sagt seine Künstler-Agentin Irina Gulyaeva. Im Anschluss ging man noch gemeinsam etwas essen. „Dann wollte er in sein Hotel schlafen gehen“, sagt Gulyaeva. Doch auf dem Weg dorthin passierte die Bluttat. In der Museumstraße, direkt vor dem Palais Trautson, in dem sich das Justizministerium befindet, näherte sich ein unbekannter Mann dem Sänger und stach mit einem Messer zu – direkt in den Bauch. Dann flüchtete der Unbekannte zu Fuß. „Seine Milz wurde getroffen“, erklärt Chakovs Managerin. Der Künstler musste im Wilhelminenspital notoperiert werden, Lebensgefahr bestand allerdings nicht. Gestern konnte er bereits von der Intensiv- auf eine normale Bettenstation verlegt werden.

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Doch der Schock sitzt tief. „Das ist doch ein Wahnsinn“, ist die Agentin entsetzt. „Mitten in Wien. Auf offener Straße. Und es waren so viele Menschen unterwegs.“ Sie schließt ein persönliches Motiv aus. „Er kannte den Mann nicht. Es gab auch keinen Streit vorher.“

Auch die Polizei rätselt über den Hintergrund der Tat. „Das Opfer konnte noch nicht einvernommen werden“, erklärt eine Pressesprecherin der Polizei. Auch eine Augenzeugin muss erst genau zu den Vorkommnissen befragt werden. „Die Frau hat gesehen, wie sich dem Opfer ein Mann von hinten genähert hat“, erklärt Polizei-Sprecherin Michaela Rossmann.

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Chakovs Agentin vermutet: „Das muss die Tat eines Verrückten gewesen sein.“ Die Teilnahme an dem Gesangswettbewerb ist für Chakov damit vorbei.

Parallelen

Die Tathandlung erinnert an eine Attacke auf den Schauspieler Christoph Moosbrugger (Soko Kitzbühel) im vergangenen November. Der 61-Jährige wurde damals in Nähe der U-Bahn-Station Pilgramgasse niedergestochen. Den Täter hatte er zum ersten Mal kurz vorher im Bus gesehen. Als der Schauspieler ausstieg, verfolgte ihn der Mann und rammte ihm ein Messer in den Rücken. Wochen später konnte der Täter ausgeforscht werden – es handelte sich um einen geistig verwirrten, 36-jährigen Mann aus der Dominikanischen Republik.