Nur wenn die Krebstherapie wirkt, wird der volle Preis bezahlt
Von Josef Gebhard
Sie gelten als die große Zukunftshoffnung in der Krebsbehandlung: Immuntherapien, mit denen das körpereigene Abwehrsystem dazu gebracht wird, die Krebszellen anzugreifen und zu zerstören. Damit soll vor allem Patienten geholfen werden, bei denen herkömmliche Behandlungen versagen.
Der Haken: Solche Immuntherapien sind exorbitant teuer. Sechsstellige Behandlungskosten pro Patient sind keine Seltenheit.
„Weltweit gibt es dieses Problem. Mit einem innovativen Erstattungsmodell versuchen wir, ihm entgegenzuwirken“, sagt Krebsmediziner Christoph Zielinski, Leiter des Vienna Cancer Center – ein Onkologie-Netzwerk der Wiener Spitäler. Mit der Pharmaindustrie wurde ein Risk-Cost-Sharing-Modell vereinbart. Das heißt: Nur wenn die Therapie wirkt, müssen dem Hersteller die gesamten Kosten bezahlt werden.
Im konkreten Fall geht es um die sogenannte CAR-T-Zell-Therapie, die laut Zielinski zu innovativsten der vergangenen Jahre gehört. Sie kommt gegen bestimmte Formen von Lymphomen zum Einsatz – bösartige Erkrankungen der Lymphknoten, bei denen vorhergegangene Chemotherapie und Knochenmarktransplantation versagt haben. Österreichweit sind das jährlich rund 30 Menschen.
Für sie ist die neue Methode eine Option: In einem aufwendigen Verfahren werden T-Zellen (körpereigene Abwehrzellen) des Patienten außerhalb des Körpers gentechnisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und mittels des derart veränderten Immunsystems angreifen.
Allerdings sprechen nur 40 bis 50 Prozent der Patienten auf diese Therapie an, die pro Patienten rund 320.000 Euro kostet. „Anders als bei anderen Medikamenten gibt es keinen körpereigenen Marker, mit dem sich schon vor der Therapie bestimmen lässt, ob sie wirkt“, schildert der Mediziner. Somit bleibt kein anderer Weg, als den Erfolg direkt am Patienten zu studieren.
Vereinbarung
Daher hat das Cancer Center des Wiener Krankenanstaltenverbunds mit den Herstellern Novartis und Gilead Sciences ausgehandelt: Wenn die Therapie nicht anspricht, müssen nur knapp über 60 Prozent der Kosten überwiesen werden.
Für Zielinski ein Modell mit Vorbildwirkung: „Wir haben so einen schnellen Zugang zu innovativen Therapien sichergestellt. Die Wiener Patienten gehören zu den ersten in Österreich, die von dieser vielversprechenden Behandlung profitieren können.“