Wo illegale Teigtascherl schlimmer sind als illegale Moscheen
Stellen Sie sich folgende Geschichte vor:
Den Magistratsbehörden kommt zu Ohren, dass in einem Industriegebiet eine illegale Moschee eingerichtet wurde. Ein Bild auf der Facebook-Seite der Betreiber, auf dem man eine Gruppe Betender sieht, erhärtet den Verdacht.
Nun wollen die Behörden die Räumlichkeiten unangekündigt inspizieren. Sie werden aber nicht eingelassen.
Wenig später wird ein offizieller Begehungstermin mit den Betreibern vereinbart. Es ist ein Iran-naher Verein, der freilich schwört, in der Liegenschaft nur ein Vereinslokal zu betreiben - und keinesfalls eine Moschee.
Beim angekündigten geführten Rundgang stellt sich heraus: Die Räumlichkeiten sehen aus, als wären sie - erraten! - jene einer (illegalen) Moschee. Die Böden sind mit Teppichen ausgelegt, am Eingang stehen Regale, damit man - wie in einem Gebetsraum eben üblich - die Schuhe ausziehen kann.
Allein: Es ist niemand anwesend, der betet. Die Behörden vermerken: kein Moscheebetrieb feststellbar. Und ziehen unverrichteter Dinge ab.
Vielleicht kommen sie wieder, vielleicht haben sie dann mehr Glück. Wahrscheinlich aber eher nicht.
Keine Behörden-Parodie
Was nach einer schlechten Behörden-Parodie klingt, ist in Wien Realität. Die besagte Behörde - die Wiener Baupolizei - muss den Verein vorerst gewähren lassen.
Bei künftigen Besuchen wird es ihr, so die Vermutung, ähnlich ergehen: Sobald die Behörde die Räume betritt, werden die Anwesenden ihren Betvorgang beenden und sich eilig in simple Vereinsmitglieder verwandeln, die hier dem geselligen Beisammensein frönen.
Alles andere wäre - ganz offen gesprochen - ja auch ziemlich dumm von den Betreibern der vorgeblichen Doch-Nicht-Moschee. (Und man kann Betreibern illegaler Moscheen vieles unterstellen; Dummheit gehört wohl in den wenigsten Fällen dazu.)
Dass es in Wien ungleich leichter ist, die Betreiber einer illegalen Teigtascherl-Produktion zu beamtshandeln als jene einer illegalen Moschee, wäre an dieser Stelle ein geeigneter Witz. Das Thema ist aber zu ernst dafür.
Warum lieber unentdeckt?
Die ganze Sache ist bedenklich. Nicht etwa, weil in der Stadt jemand islamische Gebetsräume errichtet. Das kann man in Wien auf legale Weise tun - und das ist gut so.
Umso mehr stellen sich aber Fragen: Warum richtet jemand illegal in einem Industriegebiet einen vor der Öffentlichkeit versteckten Gebetsraum ein, wenn er es auch legal tun könnte? Warum will er lieber unentdeckt bleiben? Führt er etwas im Schilde?
Der Baupolizei sind derzeit die Hände gebunden. Hoffen wir, dass die Angelegenheit nicht ein Fall für den Verfassungsschutz wird.
Nur in Wien: Christoph Schwarz und Julia Schrenk kommentieren regelmäßig Amüsantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches aus dem Alltag der Stadt.