Chronik/Wien

Neugestaltung von Areal am Wiener Naschmarkt wurde besiegelt

Im Wiener Gemeinderat wurde am Dienstag die Umgestaltung eines Teils des Naschmarkt-Areals beschlossen, zumindest das Budget für den ersten Teil des Projekts.

Umgestaltet wird der stadtauswärts gelegene Eingangsbereich zum Markt bzw. der Parkplatz auf der anderen Seite der Kettenbrücke, auf dem am Samstag der Flohmarkt stattfindet. Dort sind umfangreiche Begrünungen vorgesehen.

Um eine klassische Renaturierung handelt es sich dabei aber nicht. Denn die Fläche, der man sich nun widmet, ist eine Überplattung. Sie wurde um 1900 über dem Wienfluss errichtet. Wollte man das Gewässer wieder in seiner ursprünglichen Form herstellen, müssten der Naschmarkt - und wohl auch die U-Bahn - weichen.

Deutlich grüner soll es aber dort sehr wohl werden. Das ist insofern nicht schwer, als der rund 12.000 Quadratmeter große Parkplatz derzeit vollständig versiegelt ist. Er gilt quasi als Musterbeispiel einer sommerlichen Hitzeinsel mit äußerst beschränkter Aufenthaltsqualität.

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Komplex ist das Vorhaben aber sehr wohl, wie im Büro von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) versichert wird. Denn die Gestaltung auf der historischen Wienflusswölbung hat ihre Tücken. Baumpflanzungen sind nur in bestimmten Bereichen möglich.

Die statischen und bauphysikalischen Bedingungen sorgen dafür, dass die Belastung limitiert ist. Die Lage von Bäumen ist laut Rathaus genau abzustimmen, die Ausbreitung der Wurzeln wird mit diversen Maßnahmen reduziert. Auch die statisch zulässigen Positionen müssen genau ermittelt werden.

Erste Etappe ab Herbst

Im Herbst wird mit den ersten Arbeiten begonnen. Man widmet sich zunächst dem äußeren Teil des Parkplatzes sowie dem Naschmarkt-Entree. Das Flohmarktareal soll dann in einer zweite Phase ab 2026 gestaltet werden. Am heutigen Abstellplatz sollen rund 90 Bäumen gepflanzt werden.

Auch Gräser und Stauden sollen dort künftig zu finden sein. Auf der Fläche östlich der Kettenbrückengasse erhält der Naschmarkt eine Art Foyer - und einen weiterhin nicht unumstrittenen "Marktraum". In dieser überdachten Konstruktion soll man künftig regionale und saisonale Produkte kaufen können. Das Dach des Gebäudes wird laut aktuellen Plänen begrünt und begehbar werden.

Bauernmarkt soll bleiben

Der dort am "Landparteienplatz" aktuell befindliche Bauernmarkt soll erhalten bleiben. Die Kosten für die erste Bauphase wurden vom Sima-Büro für heuer mit rund drei Millionen Euro beziffert. Für 2025 wurden 15 Millionen Euro freigegeben, für das Jahr darauf 9,7 Millionen Euro.

Der geplanten Umgestaltung des aktuellen Parkplatzes ist ein intensiver Planungsprozess vorangegangen, wird versichert. Verwiesen wird im Rathaus auf die erfolgte Bürgerbeteiligung. Anrainer und Anrainerinnen hatten gegen eine größere Markthalle im Flohmarktbereich mobil gemacht. Kritik gibt es weiterhin von einer Bürgerinitiative am geplanten "Marktraum"-Neubau.

Kritik von der Opposition

Dieser wurde auch während der heutigen Debatte im Gemeinderat bekrittelt. FPÖ-Mandatar Anton Mahdalik sorgte sich um den Charakter des gewachsenen Marktes und prophezeite: "Der Marktraum wird sehr viel Geld verschlingen." Außerdem beklagte er sich, dass 300 Parkplätze verloren gehen werden.

ÖVP-Gemeinderätin Elisabeth Olischar sah durchaus positive Aspekte, etwa die Begrünung. Auch die Idee einer Markthalle begrüße man prinzipiell, versicherte sie. Olischar kritisierte jedoch, dass die Kosten nicht aufgelistet worden seien. Es gebe nur Pauschalangaben, beklagte sie.

Grünen-Chef Peter Kraus zeigte sich erfreut darüber, dass es künftig einen Hitzepol weniger gebe. "Seit über vier Jahren haben wir Grüne diese städtische Hitzeinsel auf der Agenda." Nun komme der Naschmarkt-Park. Kopfzerbrechen bereitet jedoch die Halle. Man kenne noch immer nicht die genauen Pläne.

Lob von den NEOS

Uneingeschränktes Lob gab es hingegen von der Regierungspartei NEOS. Deren Stadtentwicklungs-Sprecherin Selma Arapovic hob hervor, dass aus einem Abstellplatz für Autos ein Aufenthaltsort für Menschen werde. Es habe eine Umfrage mit 30.000 Rückmeldungen gegeben. Die Wünsche nach etwa mehr Grün und Erhalt des Flohmarkts seien im Masterplan berücksichtigt worden, beteuerte sie.

Darauf verwies auch der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses, SPÖ-Mandatar Erich Valentin. Das Engagement der Anrainer für den Naschmarkt sei groß. Und es habe sich bei der Befragung gezeigt: "Die Menschen wollten, dass dieser Teil der Stadt klimafitter wird."

Letztendlich wurde das Geschäftsstück mit Stimmen der rot-pinken Koalitionsfraktionen sowie der Grünen angenommen.