Narkose-Panne im Privatspital: Patient im Wachkoma
Von Josef Gebhard
Gerne werben Privatspitäler mit einem Komfort, wie man ihn sonst nur aus Luxushotels kennt. Die medizinische Versorgung bewegt sich allerdings nicht immer auf Fünf-Sterne-Niveau.
"Das ist leider vielen Menschen nicht bewusst", schildert Gabriele Seifert aus Oberwaltersdorf (NÖ) aus eigener leidvoller Erfahrung. Im Juni 2011 unterzog sich ihr Mann in der Privatklinik Döbling einer Wirbelsäulen-Operation. Doch aufgrund eines Fehlers bei der Narkose erlitt der damals 68-Jährige einen Atem- und Kreislaufstillstand. Nach erfolgreicher Reanimation wurde er im Aufwachraum überwacht.
Keine Intensivstation
Normalerweise kommen derartige Akutfälle auf die Intensivstation – doch in der Privatklinik gibt es keine. Erst nach sechs Stunden wurde Herr Seifert in die Intensiv-Abteilung eines städtischen Spitals verlegt.
Diese Kette von Pannen blieb nicht ohne Folgen: Seit seinem verhängnisvollen Spitalsaufenthalt ist Seifert Wachkoma-Patient. Er muss über eine Sonde ernährt werden und kann sich nur über sein Minenspiel einigermaßen verständlich machen. "Mein Mann braucht rund um die Uhr Betreuung. Wegen der hohen Pflegekosten musste ich unser Eigenheim verkaufen. Allein der Rollstuhl kostet ja soviel wie ein Kleinwagen", erzählt seine Frau.
2012 wandte sich Frau Seifert an die Wiener Patientenanwaltschaft. Diese konnte einen außergerichtlichen Vergleich mit der Versicherung des Belegarztes erzielen. Dennoch macht sich Frau Seifert Sorgen um ihre finanzielle Zukunft: "Irgendwann wird auch die Entschädigung aufgebraucht sein. Wie geht es dann weiter?"
Für Patientenanwältin Sigrid Pilz hätte es gar nicht erst so weit kommen dürfen: "Privatspitäler sollen nur jene Behandlungen durchführen, für die sie auch die entsprechende Ausstattung haben." Bei Operationen im Bauch- und Rückenbereich gehöre dazu eben auch eine Intensivstation, um bei etwaigen Komplikationen rasch reagieren zu können. Die Privatspitäler würden die Patienten zu wenig darüber aufklären, wie sie mit Notfällen umgehen würden.
Auch Gabriele Seifert will privat versicherte Patienten wachrütteln. "Sie müssen sich der Risiken bewusst sein." Gegenüber dem Spital hat sie keinen Groll mehr: "Was passiert ist, ist Vergangenheit. Es war halt ein Pech, dass es gerade uns erwischt hat."