Chronik/Wien

MTV will Music Awards in Wien, aber die Stadt bremst

Sie zeichnen Musikgrößen wie Miley Cyrus, Bruno Mars oder Adele aus, werden von mehreren Millionen Menschen in 160 Ländern verfolgt und finden jährlich Ende Oktober oder Anfang November an wechselnden Standorten statt. Die MTV Europe Music Awards (EMA) zählen zu den größten Popmusik-Auszeichnungen der Welt. Kommendes Jahr hätte Wien das Großevent austragen können. Doch die Stadt steht offenbar auf der Bremse.

Briefe, die dem KURIER vorliegen, zeigen, dass der US-Medienkonzern Viacom, zu dem MTV gehört, schon 2016 das Gespräch mit Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) gesucht hat. Zu Jahresbeginn folgten Briefe an Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) sowie an Mailath-Pokorny. Der Inhalt: Wien sei unter jenen ausgewählten Städten, die von Viacom eingeladen werden, sich 2018 oder 2019 als Austragungsstätte für die MTV Europe Music Awards zu bewerben. Es wurde ein Dossier beigelegt, das Richtlinien, Anforderungen und Nutzen erläuterte.

So muss etwa sichergestellt werden, dass es für Stars und Mitarbeiter genügend Hotelzimmer gibt (alleine 1200 Fünf-Sterne-Hotelzimmer), die Veranstaltungshalle muss Platz für 8000 Personen bieten, die After-Party-Location Platz für zumindest 2000. Dafür stünde Wien ein Jahr lang im Fokus der MTV-Gemeinde.

Abschließend schreibt Viacom sinngemäß: "Wir wären höchst erfreut, wenn die schöne Stadt Wien sich dafür entscheiden würde, sich für das Event zu bewerben."

Keine Antwort

Doch offenbar besteht bei den Verantwortlichen kein großes Interesse. Dem Vernehmen nach hätte Viacom eine Bewerbung im Laufe des März erwartet. Bis dato ist nichts geschehen.

Für den Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel ist es unverständlich, weshalb Wien diese Chance nicht nützt:

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"Die European Music Awards wären eine unglaubliche Chance – sowohl für den Tourismus- als auch für den Kulturstandort Wien. Die Stadt könnte sich damit nicht nur als Weltstadt der Hochkultur, sondern auch als Hochburg der Popkultur positionieren."

Auch Stadthallen-Chef Wolfgang Fischer, der sich seit einigen Jahren dafür stark macht, diese Preisverleihung nach Wien zu holen, fände es schade, wenn man diese Gelegenheit verstreichen lassen würde.

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2018 wäre noch dazu das ideale Jahr: Nicht nur weil die Stadthalle ihren 60. Geburtstag feiert, sondern weil Österreich im zweiten Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft hat und die Republik 100-jähriges Bestehen feiert.

Investment notwendig

Möglicherweise ist das Geld, das Wien für die Austragung aufbringen müsste, der Grund für das Zögern. Denn das Organisieren des Events würde dem Standort rund eineinhalb Millionen Euro kosten.

Ein Investment, das etwas wert sei – sowohl für Stadt als auch für Staat, findet Blümel: "Die Umwegrentabilität wäre ein Vielfaches. Ganz zu schweigen vom positiven Image für unsere Stadt."

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Zwei Beispiele: 2011 wurden die Awards in Belfast abgehalten, zeitgleich mit der "Belfast Music Week". Insgesamt hat die Stadt dabei 22 Millionen Pfund eingenommen.

Vergangenes Jahr fand die Preisverleihung in Rotterdam statt. Die Show selbst wurde von 20,4 Millionen Zuschauern verfolgt und 900 Millionen Mal in den sozialen Medien erwähnt.

Im Büro des zuständigen Kulturstadtrat Mailath-Pokorny will man von einer konkreten Absichtserklärung nichts wissen.

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Die Organisatoren hätten lediglich "informell Interesse für Wien, aber auch andere europäische Städte" bekundet hätte, heißt es auf KURIER-Anfrage.

Blümel will sich nun dafür einsetzen, das Event doch noch nach Wien zu holen: "Die rot-grüne Regierung darf diese Chance nicht vergeigen."