Mistlager im Landschaftschutzgebiet
Von Gerhard Krause
Feiern im Schloss, in dem sich einst ein Graf Cobenzl amüsiert und den prächtigen Wien-Blick genossen hatte – das kann man seit rund 30 Jahren im Café-Restaurant Cobenzl auch ohne adeligen Stammbaum oder gräfliche Einladung.
Aus den Resten des einstigen Schlosses entstand an der Höhenstraße in mehreren Etappen ein Café-Restaurant samt einem schmucken Schlosshotel. Beide gingen jedoch in Flammen auf. Nach einer mühevollen Sanierung eröffnete 1983 der Gastronom Olav Auer einen Café-Pavillon und eine schlossähnliche Location, die sich schon bald als Favorit für private Feiern, Hochzeiten und Firmenevents am beliebten Ausflugsziel der Wiener etablierten.
Mistplatz
Spaziergängern wird jedoch derzeit ein ganz und gar nicht anziehender Anblick geboten. Hinter der hübschen Fassade des Lokals am Cobenzl 94 – nicht zu verwechseln mit dem „Waldgrill“ oder dem „Weingut Wien Cobenzl“ – türmen sich Mist, Gerümpel sowie Küchen- und Speiseabfälle. Die Speisereste würden in Blechdosen im Keller zwischengelagert und gemeinsam mit Müll, darunter auch Kunststoffe, im Garten verbrannt, meinten Gewerbebeamte nach einem nicht angekündigten Lokalaugenschein in der Vorwoche.
Gastronom Olav Auer sieht das naturgemäß anders: „Ich kompostiere den Mist auf meinem Privatgrund. Wenn jemand über eine drei Meter hohe Mauer steigt, dann ist das eigentlich Hausfriedensbruch.“ Auer ist sich keiner Schuld bewusst: „Wenn Touristen eine Dose über die Mauer werfen, kann ich das nicht verhindern. Bei uns gibt es aber gar kein Dosen-Cola.“
Auer verstärkt seine Kritik noch: „Ich betreibe ein erfolgreiches Projekt zur Begrünung der Sahara mit Kompost ...“ Seine Philosophie laut Firmen-Homepage: „Du musst dich immer in den Gast hineindenken.“
Die Gewerbebehörde will beim Augenschein freilich stolze acht Verwaltungsübertretungen entdeckt haben. Die Verstöße reichen vom Abfallwirtschaftsgesetz über das Tiermaterialiengesetz bis hin zur Gewerbeordnung. Auch der Naturschutz soll missachtet worden sein: Die Fläche liegt nämlich im Landschaftsschutzgebiet Döbling im Biosphärenpark.
Hohe Strafen
Angezeigt wurden die Verstöße nach anonymen Hinweisen. Strafrahmen: 15.000 € (Tiermaterialiengesetz) bis 21.000 € (Luftreinhaltung). Da der Betreiber bei der Begehung keine Belege vorlegen konnte, wo und wie er seinen Müll entsorgt, liegt der Verdacht nahe, dass vieles im Garten vergraben und verbrannt wurde. Mit den Anzeigen verbunden ist die Auflage, die illegale Miststätte in zwei Wochen zu beseitigen.