Chronik/Wien

Michael Ludwig und Mutter Elfi: „Wir telefonieren jeden Tag“

An seinem wichtigsten Tag vergaß Michael Ludwig nicht auf den Menschen, der ihn am meisten prägte: „Danke Mutter, dass du den für dich beschwerlichen Weg aus Floridsdorf in Kauf genommen hast, um hier heute an meiner Seite zu stehen – dein ganzes Leben lang hast du mich aufopfernd unterstützt – das sollen alle hier wissen“, sagte Ludwig bei seiner Wahl zum Bürgermeister und wies auf die Tribüne, wo seine 83-jährige Mutter Elfi stolz hinab blickte (siehe auch Video unten). Bis heute sind die beiden eng verbunden, telefonieren jeden Tag. Ursprünglich wohnte die Familie in Neubau, nach der Scheidung musste die Mutter mit dem pubertierenden Sohn und der zwei Jahre jüngeren Tochter nach Floridsdorf ziehen. Der Vater unterstützte die Familie nicht.

Fabriksarbeiterin

„Meine Mutter war ihr Leben lang Alleinerzieherin“, sagt Ludwig. Sie arbeitete rund um die Uhr: Untertags in der Fabrik, danach ging sie putzen, am Abend brachte sie Heimarbeit nach Hause. Am Wochenende half sie im Wirtshaus aus, auch Michael half als Tischabräumer mit. „Wenn du Arbeiter bist, kannst du nur die SPÖ wählen“, pflegte Elfi zu sagen. Die politische Arbeit ihres Sohnes sah sie stets positiv. Noch wichtiger war ihr die Bildung. „Sie hat immer deutlich gemacht, wie wichtig das für den sozialen Aufstieg ist.“ Ludwig konnte studieren, stieg parallel in der Partei auf.

So wie ihr Sohn hat Elfi Floridsdorf nie verlassen, sie wohnt heute nicht weit von ihm entfernt in einer kleinen Wohnung. Dort verfolgt sie ihren Michael im Fernsehen, sammelt sie Zeitungsausschnitte. Was sie zuletzt am meisten schockiert hat? „Mein Mittelscheitel“, sagt Ludwig und lacht. Der sei sogar im Seniorentreff Thema gewesen.

Video: So sehr freute sich Michael Ludwigs Mutter bei seiner Wahl.