Einsparungswelle in Spitälern? Streit um Ärztearbeitszeiten
Von Josef Gebhard
Aufruhr herrscht einmal mehr in den Wiener Gemeindespitälern: „Die Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) hat uns mitgeteilt, dass mit 1. September 2016 wienweit 40 Nachtdiensträder ersatzlos gestrichen werden sollen. Darüber hinaus wird etwa die Hälfte der restlichen Dienste in einen 12,5-Stunden Schichtdienst umgewandelt werden“, heißt es in einem Schreiben der Wiener Ärztekammer, das jetzt an alle KAV-Ärzte verschickt wurde.
Zur Veranschaulichung: Im SMZ Ost soll es demnach statt rund 69 Nachtdienste künftig nur mehr 57 geben. Im Krankenhaus Hietzing werden von 63 Diensten zehn gestrichen. „Das ist eindeutig ein Bruch des Verhandlungsergebnisses zur Ärzte-Arbeitszeit, das im Vorjahr erzielt wurde“, empört sich ein Mediziner. „Es ist typisch, dass genau zu Beginn der Haupturlaubszeit, wo viele Kollegen bereits in ihren Ferien sind, diese Bombe abgeworfen wird.“
„Diese Maßnahmen erfolgten ohne vorherige Evaluation oder Diskussion an den betroffenen Abteilungen. Auch die Notfalleinrichtungen werden nicht - wie ursprünglich besprochen und vereinbart - ausgebaut und aufgewertet, sondern sind ebenfalls von diesen Reduktionen betroffen. Eine gesicherte Patientenversorgung wird aus unserer Sicht so nicht mehr möglich sein“, kritisiert die Ärztekammer. Für sie sei die geplante Einsparung völlig unverständlich und kontraproduktiv und sei eine „Provokation der Politik und der Leitung des KAV an das ärztliche Personal.“
Angesichts des Vorgehens des KAV droht die Kammer bereits mit offenem Widerstand: Die Kammer sehe „die Einleitung von Kampfmaßnahmen als eine diesen Maßnahmen als entsprechende und notwendige Reaktion an“. Zeitnah soll jetzt eine Umfrage unter den KAV-Ärzten gestartet werden, um die Kampfbereitschaft der Mediziner zu erheben.
Im KAV weißt man die Kritik zurück: Es gehe lediglich um eine Verschiebung der ärztlichen Präsenz von der Nacht auf den Tag – kein einziger Dienstposten werde gestrichen. Die Zahlen seien zu hoch, hieß es Montagmittag von Seiten des KAV. Insgesamt handle es sich um eine Verschiebung von fünf bis zehn Prozent.