Chronik/Wien

Mahü-Effekt: Nach der Empörung mehr Ruhe in der „Reinpi"

Claudio Valentino Monego nippt an seinem italienischen Espresso, dann sagt er anerkennend: "Die Straße ist gelungen. Es gibt mehr Platz für Anrainer und Passanten, mehr Grün und weniger Autos. Es ist viel besser als vor dem Umbau."

Der Eisverkäufer aus dem Trentino lebt und arbeitet in der schönen Jahreszeit in Wien. Das Eisgeschäft in der Mitte der Reinprechtsdorfer Straße führt er gemeinsam mit seiner Frau. Das Leben in Wien sei schön. Und wenn dann auch noch die U-Bahn-Linie 2 praktisch vor seiner Gelateria halten wird, wird es noch schöner.

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Straßengeschichte: Die Reinprechtsdorfer Straße wurde im Jahr 1862 so benannt - zur Wahrung des Namens der damaligen Vorstadt Reinprechtsdorf.

"Klimaboulevard": 32 neue Bäume, Grünbeete und Wasserspiele sollen für Abkühlung sorgen.

450 Meter misst der umgestaltete Abschnitt zwischen der Schönbrunner Straße und Arbeitergasse.

Es hagelte Beschwerden

Die ehemalige Flaniermeile in Margareten hat auch schon bessere Zeiten erlebt. An Frisören und an Kebabs mangelt es nicht, dafür an den einst im 5. Bezirk hoch angesehenen Fachgeschäften für den täglichen Bedarf.

Die Stadt hat darauf reagiert. Der Umbau der Straße hat im Vorjahr im wahrsten Sinne des Wortes viel Staub aufgewirbelt. Es hagelte Beschwerden von Anrainern und vor allem von Geschäftsleuten, sie kamen auch in einem KURIER-Bericht ausführlich zu Wort.

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„Es war laut und staubig"

„Das war schon herausfordernd für uns", erzählt Elisabeth Kompöck, die ebenso lange wie „der Valentino" nebenan ihre Trafik führt. „Es war laut und staubig", fügen ihre beiden Angestellten hinzu.

„Im Großen und Ganzen sind wir aber jetzt zufrieden", sagt die Chefin in der Trafik. Die neuen Bäume sollten im Sommer für ein wenig mehr Schatten sorgen, die neuen Bänke zum Verweilen einladen. Der zuvor als extrem mühsam erlebte Durchzugsverkehr sei weniger geworden.

Wünschen würde sich sich Elisabeth Kompöck den einen anderen Parkplatz mehr, der Eisverkäufer wiederum die eine oder andere Sitzgelegenheit mehr. Aber er fügt schnell hinzu: "Man kann es in einer Stadt nicht allen rechtmachen."

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"Brenzlige Situationen"

Insgesamt sind die Reaktionen nach der Umgestaltung der "Reinpi" bis rauf zum Siebenbrunnenplatz weitaus freundlicher als noch vor einem Jahr. Die "Mahü" lässt grüßen. Einige wollen es auch hier immer schon gewusst haben.

Mit gemischten Gefühlen fahren die Radler und Radlerinnen durch die Reinprechtsdorfer Straße: Zum einen dürfen sie - anders als die Autofahrer - vom Matzleinsdorfer Platz auch bergab ins Wiental rollen. Zum anderen ist für sie keine eigene Radspur eingezeichnet.

Das Problem beschreibt Alexander Viechtbauer, Shopmanager im Geschäft der Wiener Faltradmarke Vello, so: "Nicht jedem Autofahrer ist klar, dass das Radfahren gegen die Einbahn nun generell erlaubt ist. Das führt manchmal zu brenzligen Situationen, wie uns auch schon Kunden geschildert haben."

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Daumen hoch für die neu gestaltete Straße auch im AUGUSTIN-Verkaufsbüro, wo die Streetworker die aktuelle Ausgabe der "Boulevardzeitung" an die Kolporteure und Kolporteurinnen ausgeben.

"Vorher war das eine graue, schiache, unattraktive Straße", befindet Ingrid Kada-Berka. Die pensionierte Sozialarbeiterin hilft ein bis zwei Mal pro Monat ehrenamtlich beim AUGUSTIN aus. Ihre Prognose: "Von der Verkehrsberuhigung werden auch die Geschäftsleute profitieren."

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Frau Kada-Berka hat nur zwei Kritikpunkte: "Es wird Zeit, dass man auch den zubetonierten Siebenbrunnenplatz klimafit macht."

Wenig Freude hat die Sozialarbeiterin auch mit den Sitzgelegenheiten: "Die sind so konzipiert, dass sich dort ja niemand hinlegen kann. Damit kein Wohnungsloser das Straßenbild stören kann. Aber diese Strategie kennen wir ja mittlerweile aus der ganzen Stadt."