Chronik/Wien

Mahü: Anrainer wollen mehr Querungen

Maria Vassilakou dürfte die Kritik bereits geahnt haben. „Klar ist, dass es keine Lösung geben kann, die für alle perfekt ist“, sagte die grüne Verkehrsstadträtin bei der Präsentation des neuen Verkehrskonzepts für die Mariahilfer Straße. Sie sollte recht behalten.

Denn die Experten, die das Konzept erarbeitet haben, schlagen lediglich zwei Querungen vor: Die bestehende Querung von der Stumpergasse zur Kaiserstraße und eine neue von der Schottenfeldgasse in die Webgasse. Dazu kommen zwei Querungen, die nur vom Bus und dem Lieferverkehr benutzt werden dürfen (siehe Grafik). Um Durchzugsverkehr zu verhindern, wurden zudem in den betroffenen Querungen die Einbahnen umgedreht.

Varianten

Man habe mehrere weitere Varianten untersucht, auch die Öffnung weiterer Querungen, erklärt Verkehrsplaner Werner Rosinak vom Planungsbüro Rosinak und Partner: „Das hätte aber gravierende Nachteile gehabt.“ Als Beispiel wurde die Capistrangasse angeführt. „Hier würde der 13A-Bus durch zusätzlichen Verkehr eingebremst.“ Auch sei man hier dem Wunsch der Anrainer nach einer Verringerung des Verkehrs nachgekommen.

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Während es also im oberen Teil der Mariahilfer Straße zwei Querungen zwischen den Bezirken gibt, muss man im unteren Teil den Umweg über die Zweierlinie nehmen.
„Unsere Analysen haben ergeben, dass es im unteren Bereich keinen Querungsverkehr zwischen den Bezirken gab“, begründet Rosinak.
Dem widersprechen die Anrainer heftig. „Es gibt sehr wohl Querungsbedarf“, sagt Michael Phillips von der Bürgerinitiative „pro1070“. Die neue Verkehrsordnung samt Querungen sei wenig gelungen: „Egal wo, man landet in einem Straßenlabyrinth.“

Christian Weissinger von der Initiative „Gegen den Mariahilferstraßenumbau“ spricht von einer Augenauswischerei. Bei einem Gespräch mit den Initiativen Anfang April habe Vassilakou bereits betont, dass es nur zwei Querungen geben werde. „Jetzt dafür Experten vorzuschicken, ist eine Frechheit.“ Auch sei die Stumpergasse/Kaiserstraße nicht als echte Querung zu sehen, da diese außerhalb der Begegnungszone liege.

Nicht nur die Anrainer, sondern auch die Wirtschaft hätte sich mehr Querungen gewünscht. „Die Lösung ist inakzeptabel“, meint die Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Brigitte Jank. Die Betriebe und Kunden würden durch den geplanten „Einbahnzirkus“ schikaniert. Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes, kritisiert ebenfalls fehlende Querungen im unteren Teil der Einkaufsstraße. Er will zurück an den Verhandlungstisch und den Entwurf für den unteren Teil erneut diskutieren.

Bezirke

Die zuständigen Bezirksvorsteher stehen dem Konzept positiv gegenüber. Aber auch sie orten Verbesserungspotenzial. „Ich hätte mir eine Öffnung der Querung Amerlingstraße/Neubaugasse gewünscht“, sagt Markus Rumelhart (SP). Dennoch habe man die bestmögliche Lösung gefunden.

„Es ist positiv, dass es eine Lösung gibt“, sagt auch Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher in Neubau. Den Anrainern seien die kleinen Umwege „zumutbar“. Allerdings hätte auch er einen Wunsch: Eine Querung vom siebenten in den sechsten Bezirk im Bereich der Zollergasse.