Chronik/Wien

Machtkampf um Wiens Spitäler

Es ist einer der wichtigsten Posten im österreichischen Gesundheitswesen. Der Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) ist Herr über 29.200 Mitarbeiter und neben den Spitälern auch zuständig für die Geriatrie- und Pflegewohnhäuser. Nach dem überraschenden Rücktritt von Generaldirektor Wilhelm Marhold Anfang des Jahres musste die Spitze neu ausgeschrieben werden.

Mittlerweile ist die Suche nach dem Nachfolger Marholds zum Machtkampf innerhalb des KAV mutiert.

Neben dem Einfluss, den der Posten mit sich bringt, geht es auch um viel Geld. Rund 300.000 Euro Jahresgehalt bekommt der Generaldirektor. Das ist mehr als etwa der Bundeskanzler verdient (290.000 Euro). Dementsprechend lang ist die Liste der Bewerber.

Chancen

Prominenteste der 62 Bewerber ist die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. Sie saß 2007 bis 2008 für die ÖVP in der Regierung. Im roten Wien werden ihre Chancen auf den Posten daher von Insidern auf exakt null Prozent geschätzt. Neben etlichen Bewerbern aus Deutschland sollen sich auch Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), ELGA-Chefin Susanne Herbek und Gabriele Eichhorn von der PVA beworben haben.

Einige Bewerbungen kommen auch aus dem KAV selbst. Neben dem derzeitigen Generaldirektor-Stellvertreter Udo Janßen sollen sich auch sein Finanzchef Erich Seyer und der technische Direktor Thomas Balázs für den Posten interessieren.

Doch nur zwei Kandidaten können sich politischer Rückendeckung erfreuen.

Zweikampf

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Der eine ist Udo Janßen. Er wurde erst Anfang 2013 von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely als Stellvertreter Marholds in den KAV geholt. "Das Verhältnis zwischen den beiden war sehr unterkühlt", erzählt ein Insider. Zuvor leitete Janßen das Deutsche Krankenhausinstitut in Düsseldorf.

Er gilt als hochintelligenter Theoretiker, hat aber wenig Erfahrung in der Spitalspraxis. Dennoch ist er der Wunschkandidat von Stadträtin Wehsely.

Doch einige im KAV dürften von Janßen nur wenig überzeugt sein. Nun hat sich ein Gegenkandidat gefunden. Christian Sebesta bewarb sich kurzfristig am letzten Tag der Bewerbungsfrist. Nötige Unterlagen reichte er sogar noch nach.

Sebesta kann im Gegensatz zu Janßen auf eine lange Spitalskarriere verweisen.

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Angefangen hat er im SMZ Ost, wo er rasch Primar wurde. 2002 wurde er Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Stockerau und führte die Fusionierung der Spitäler in Korneuburg und Stockerau durch. Ein wichtiges Asset für den KAV, da ja auch in Wien Zusammenlegungen, bzw. eine Neuausrichtung von Spitälern geplant sind.

2003 wurde Sebesta neuer Ärztlicher Leiter im Donauspital, zog sich aber 2010 als Primar der 2. Medizinischen Abteilung zurück. Er wolle sich wieder mehr auf die Medizin konzentrieren, erklärte er damals. Nun ist wieder alles anders.

Shortlist

Mittlerweile wurde von den 62 Kandidaten eine Short-List von nur noch 6 Kandidaten erstellt. Die ersten Namen darauf: Janßen und Sebesta. Anfang September beginnen die Hearings vor dem Vergabegremium. Neben drei Mitgliedern des KAV sind auch drei Mitglieder der Magistratsdirektion in dem Gremium, unter anderem auch Paul Jauernig, Leiter der Internen Revision.

Die Letzt-Entscheidung trifft der Bürgermeister.

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