Chronik/Wien

Liesing: Bezirkschef fordert kleineres Flüchtlingsquartier

Ein „zweites Traiskirchen“ fürchten zurzeit viele Liesinger. Seit bekannt wurde, dass der Fonds Soziales Wien (FSW) in einem ehemaligen Bürogebäude in der Atzgersdorfer Ziedlergasse bis zu 1000 Asylwerber einquartieren will (und im äußersten Fall sogar 1400 unterbringen könnte), erinnern sich zahlreiche Anrainer an die Bilder vom heillos überfüllten niederösterreichischen Erstaufnahmezentrum. Und nicht nur die FPÖ will „gegen das Monsterquartier ankämpfen“ (HC Strache). Auch bei der Bezirks-SPÖ sieht mit angesichts der Dimensionen des geplanten Flüchtlingsheims Handlungsbedarf.

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„Natürlich muss man Menschen auf der Flucht helfen“, sagt Bezirksvorsteher Gerald Bischof. „Aber 1000 Leute in einer prekären Lebenssituation auf derartig engem Raum unterzubringen, bringt große Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich: die Bewohner selbst, die Helfer und die Anrainer.“ Obwohl der Bezirk kein Mitspracherecht habe, will Bischof im Gespräch mit FSW und Stadträtin Sonja Wehsely (SP) die Zahl der Bewohner reduzieren. Zudem fordert er Polizeipräsenz vor Ort.

„Bauchweh“

Noch ist es ruhig in der Ziedlergasse. Hinter den Kulissen prüfen Johanniter und Arbeiter-Samariterbund, die das Quartier bis März 2017 betreuen werden, welche Umbauarbeiten notwendig sind, um hier Flüchtlinge unterzubringen. „Mittelfristig“ laut FSW – bis diese auf kleinere Unterkünfte aufgeteilt werden können. Wann genau die Asylwerber einziehen, steht noch nicht fest. Bis Mitte Februar könnte es so weit sein.

Bei den Anrainern liegen jedoch bereits jetzt die Nerven blank. Viele glauben, dass es nicht bei 1000 Flüchtlingen bleiben wird.

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„Das sind mehr Bewohner als bei uns im Gemeindebau“, zeigen sich etwa Wolfgang und Sonja Krolikowski (59 und 58) empört, die direkt vis-a-vis wohnen und eine Petition gegen das Projekt unterschrieben haben. Sie befürchten Lärm und persönliche Belästigungen durch die künftigen Nachbarn.

„Mit Bauchweh“ sieht auch Karl Haberl (71), Obmann der nahe liegenden Kleingartensiedlung Rosenhügel mit 281 Parzellen, dem neuen Quartier entgegen. „Seine“ Mitglieder fürchten einen Anstieg der Einbrüche.

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„Eines verstehe ich nicht“, sagt Haberl, „Wien hat doch seine Quote schon übererfüllt. Warum nimmt man immer noch mehr Flüchtlinge auf?“