Lieblingsinsel der Wiener
Von Johanna Kreid
Anfangs reichten ein paar Handtücher. Die Baggerarbeiten bei der Neuen Donau hatten in den 1970er-Jahren gerade erst begonnen, schon breiteten die ersten Wiener ihre Badetücher auf der neu entstehenden Donauinsel aus. Einst bloß als Hochwasserschutz für die Stadt gedacht, etablierte sie sich in kurzer Zeit zum beliebten Erholungsgebiet: Sie bietet idyllische Badebuchten ebenso wie Musik und Action beim alljährlichen Donauinselfest. Bevor sich die Insel am kommenden Wochenende wieder in eine riesige Partyzone verwandelt, sah sich der KURIER bekannte und unbekanntere Ecken an.
Noch ist es ruhig auf der Insel, nur aus einigen Containern wird bereits Equipment für das Donauinselfest ausgeladen. Auf den Wegen ziehen Radfahrer und Inline-Skater ihre Runden. Und am Copa Beach genießt Leo Kunst die Sonnenstrahlen. Seit 30 Jahren komme er regelmäßig her, erzählt der 73-Jährige. Neben seinem Liegestuhl liegt Malteserhund Smidy: "Alle 30 Minuten hüpft der Hund ins Wasser. Der geht öfters schwimmen als ich", scherzt Kunst. Stören würden ihn nur jene Radfahrer, die zwischen den Strandliegen "durchzischen". "Und letztens war da eine Gruppe junger Burschen, die waren etwas laut und großspurig. Aber eigentlich waren die harmlos." Überhaupt sei alles friedlich und gut organisiert, auch die Polizei sehe regelmäßig nach dem Rechten: "Dafür zahlt man ausnahmsweise sogar mit Liebe Steuern", sagt Kunst. Auch Elfriede und ihre Freundin Renate entspannen in ihren Liegestühlen: "Im Sommer schwimme ich gerne bis ans andere Ufer und wieder retour. Und im Winter gehe ich hier spazieren", erzählt Elfriede. Und nicht zu vergessen: "Die Kellner hier servieren wunderbar gute Gespritzte."
Abseits des Trubels
Ebenso ihren Charme hat die Badebucht auf der Donauseite, vis-à-vis vom Nussberg: "Der Schotterstrand hier ist noch ein Geheimtipp", sagt Kozuh-Schneeberger. "Hier sieht man jede Menge Schiffe, das ist was fürs Auge. Und durch die Wellen der Schiffe kommt man sich fast vor wie am Meer."
Heutzutage, da ist es freilich mit ein paar Handtüchern nicht mehr getan. An schönen Sommertagen zähle man bis zu 190.000 Besucher, sagt Kozuh-Schneeberger. "Aber durch die Größe der Insel verläuft sich das. Die Leut’ steigen einander nicht auf die Füße." Abgesehen von den Besuchern kommen mehrmals jährlich auch Delegationen aus aller Welt, um die Donauinsel zu besichtigen – als Vorzeigeprojekt punkto Hochwasserschutz, aber auch als Freizeitgebiet. "Die Chinesen haben ja schon Hallstadt nachgebaut", sagt Kozuh-Schneeberger vergnügt. "Vielleicht gibt es ja bald irgendwo auch eine zweite Donauinsel."
Die Donauinsel entstand als Teil der Donauregulierung von 1972 bis 1988. Sie ist 21 Kilometer lang und bietet ein Wegenetz zum Wandern, Joggen und Radfahren. Neben Badebuchten gibt es auch Grill- und Sportplätze.
Die PartyVon 23. bis 25. Juni findet das Donauinselfest statt. Heuer treten etwa Rainhard Fendrich und der Rapper Cro auf, ein weiteres Highlight ist das große Falco-Tribute-Konzert. Infos unter www.donauinselfest.at.
Die NaturWiener Wildnis veröffentlicht im Herbst ein Buch mit Natur- und Tierfotografien, auch mit zahlreichen Motiven von der Donauinsel. Infos unter startnext.com/wienerwildnis.