Landstraße: Die Arena - zwischen Protest und Popkultur
Von Julia Schrenk
Wer heute über das Areal der Arena mit ihren altehrwürdigen, Graffiti-besprühten Backsteingebäuden geht, ein Bier trinkt und einem Konzert lauscht, der kann maximal erahnen, was damals – im Juni 1976 – passierte.
Alles begann am 27. Juni 1976. Willi Resetarits, damals Mitglied der Band „Schmetterlinge“, rief am Naschmarkt bei einem Konzert gegen Gewalt beim Bundesheer zur Besetzung des ehemaligen Auslandsschlachthofs in St. Marx auf. Das 70.000 Areal mit seinen Häusern, Hallen, Pavillons und eigenen Straßen diente ab 1972 als Kunst- und Kulturstätte für die Wiener Festwochen und sollte an die Textilfirma Schöps verkauft und abgerissen werden. Das wollten die Arenauten, wie die Aktivisten der Arena später bezeichnet wurden, verhindern.
Weltbester Ort
700 Menschen kamen in jener Nacht 1976 in den Schlachthof. Die Liste der Unterstützer war ziemlich prominent: Willi Resetarits, Wolfgang Ambros, Georg Danzer. Leonard Cohen, der den Arena-Besetzern 1976 einen Besuch abstattete und sogar ein Konzert gab, bezeichnete die Arena gar als „best place in Vienna, best place in Europe, best place in the world“. Solidarisch mit den Besetzern erklärten sich aber nicht nur Kunstschaffende, sondern auch große Teile der Wiener Bevölkerung.
Exakt 101 Tage dauerte die Besetzung der Arena. Zum Schluss wurde den Aktivisten der Strom abgedreht, die Telefonleitungen wurden gekappt. Im September stimmte der Gemeinderat für den Abriss, obwohl 70.000 Menschen für den Erhalt unterschrieben hatten. Im Oktober 1976 war es dann tatsächlich so weit: Der Auslandsschlachthof wurde abgerissen. 1977 bezogen die Aktivisten den von der Stadt angebotenen Inlandsschlachthof – die heutige Arena.
Der Name leitet sich übrigens vom gleichnamigen Avantgardetheater ab, das die Wiener Festwochen in den 1970er-Jahren an verschiedenen Orten Wiens veranstalteten. Auch im ehemaligen Auslandsschlachthof St. Marx.