Kritik: Patienten werden zu oft in die MRT-Röhre geschoben
Von Josef Gebhard
Mitte März dieses Jahres bekam Frau T. (Name geändert) eine Zuweisung für eine Magnetresonanz-Untersuchung (MRT). Bei gleich mehreren Diagnosezentren bekam sie dieselbe Auskunft: Drei Monate Wartezeit auf die Untersuchung. Angesichts ihrer Schmerzen willigte Frau T. schließlich ein, für die MRT 198 Euro privat zu zahlen. Dafür bekam sie binnen 48 Stunden einen Termin.
Um solche Praktiken zu unterbinden, hat der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, wie berichtet, Klagen gegen Röntgen-Institute in Aussicht gestellt.
Dass es so lange Wartezeiten gibt, verblüfft, wenn man auf die Statistik blickt: In nur wenigen europäischen Ländern ist die Dichte an bildgebenden Diagnose-Geräten so hoch wie in Österreich. Auf 100.000 Einwohner kommen 1,86 MR- und 3,0 CT-Geräte. Das ist weit über dem EU-Schnitt (1,1 bzw. 2,1), zeigen OECD-Daten aus einem Bericht des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2012.
Angebot und Nachfrage
"So viele Geräte möchten auch bespielt werden", sagt dazu Patientenanwältin Sigrid Pilz. So sei es durchaus denkbar, dass erst das große Angebot die enorme Nachfrage nach solchen Untersuchungen wecke. "Es ist manchmal verführerisch, bei einem Kreuzweh-Patienten gleich eine MRT zu machen. Oft führt diese aber zu keiner klaren Therapie-Empfehlung. Es ist daher zu hinterfragen, ob jedes dieser Diagnose-Verfahren dem Patienten auch tatsächlich nützt", sagt Pilz. Ihr Vorschlag zur Verkürzung der Wartelisten: Die Zuweisung soll nur durch Fachärzte erfolgen, und zwar mit einer klaren Verdachtsdiagnose.
Ein Vorwurf, den Manfred Baldt, in der Wirtschaftskammer für die Institute zuständig, zurückweist: "In Ländern wie Deutschland oder Schweiz werden mehr MRT durchgeführt." Man könne darüber diskutieren, ob es der günstigere Weg sei, vor einer MRT erst einmal ein Röntgen zu machen. "Der schnellere Weg ist das aber sicher nicht." Zudem zweifelt Baldt die OECD-Daten an: "Bei Deutschland etwa sind nur jene Geräte berücksichtigt, die in öffentlichen Spitälern stehen."
Im Jänner soll es Gespräche zwischen Ärzten und Kassen geben, um das Wartezeit-Problem zu lösen.