Kleinunternehmen stöhnen unter Bürokratielast
Von Elias Natmessnig
Wenn Spenglermeister Alexander Eppler für eine Baustelle eine Halteverbotszone braucht, sind dafür vier Behördengänge nötig. "Erst muss ich den Antrag stellen, dann gibt es eine Ortsverhandlung, nach ein bis zwei Wochen kann ich mir den Bescheid holen", sagt Eppler. Bei der Demontage muss er sich dann bestätigen lassen, dass alles ordnungsgemäß verlassen wurde.
"Als Unternehmer bin ich mit Bürokratie überlastet. Mittlerweile bräuchte ich dafür ein Halbtagskraft", sagt Eppler. Gestandene Unternehmer würden dadurch bestraft, "schwarze Schafe kümmert das nicht."
Studie zeigt Aufwand
So wie Eppler geht es vielen Unternehmern. 1,2 Milliarden Euro kostet die Bürokratie die Wiener Unternehmer jedes Jahr. Das geht aus einer Studie der International Central European Institute Vienna hervor, die im Auftrag der Wirtschaftskammer erstellt wurde.
Dabei zeigte sich auch eine Differenz zu den Bundesländern. Pro Mitarbeiter gibt ein Unternehmer in Wien jedes Jahr 1906 Euro aus, in den Bundesländern sind es nur 1785 Euro. Besonders stark betroffen sind kleine Unternehmen, während größere Firmen ihre Ressourcen besser nutzen können.
"Wir brauchen daher eine breite Allianz über Parteigrenzen hinweg, um Hürden abzubauen", sagte der neue Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck bei seiner Antrittsrede. Vor allem der "Paragrafendschungel" gehöre durchforstet. "Ziel ist, dass die Steuererklärung für Ein-Personen-Unternehmen und Kleinunternehmer künftig eine Seite lang ist."
Bei Margarete Gumprecht läuft Ruck damit offenen Türen ein. Ihr gehören acht Lebensmittelgeschäfte. "Es beginnt bereits bei der Betriebsanlagengenehmigung für ein neues Lokal", sagt Gumprecht. "Da kommen zehn Magistratsabteilungen, dazu der Bezirk, die Polizei und die Gesundheitsbehörde. Bis alle Auflagen erfüllt sind, vergehen Monate." Dazu komme die Dokumentationspflicht. Von der Kühltemperatur bis zur Mitarbeitereinschulung muss alles penibel schriftlich festgehalten werden – für jeden Standort. "Auch ich brauche eine halbe Arbeitskraft nur für die Dokumentation", sagt Gumprecht. Den Beamten macht sie dabei gar keinen Vorwurf: "Die bemühen sich, leiden aber genauso unter der starren Bürokratie."
Ansage
Der neue Kammerpräsident will das ändern, durchaus mit Ecken und Kanten. "Denn es sind die Unternehmer dieser Stadt, die Wachstum und Arbeitsplätze schaffen, nicht die Politik", sagt Ruck.
Im Büro der Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SP) zeigt man sich über den Vorstoß überrascht. "Wir sind mit der Wirtschaftskammer bereits in guten Gesprächen, um den Bürokratie-Abbau zu beschleunigen", sagt ein Sprecher. Auch Gesprächen mit dem neuen Wirtschaftskammer-Präsidenten stehe man offen gegenüber.