Spielplatz unter Stromleitung regt auf
Von Bernhard Ichner
Abenteuerspielplatz direkt unter Hochspannungsleitung“ titelte der KURIER heuer im April. Besorgte Anrainer der Esslinger Furt in der Donaustadt hatten sich ob des skurrilen Standortes an die Redaktion gewandt. Sie wollten ihre Kinder nicht permanenter elektromagnetischer Strahlung aussetzen.
Seither hat man seitens der MA49 (Forstamt) reagiert: Der Spielplatz wurde einige Meter versetzt – und erneut in unmittelbarer Nähe der 220-kV-Leitung aufgestellt. Den Anrainern riss deshalb der Geduldsfaden. Mehr als 600 Protestunterschriften haben sie bereits gesammelt, eine Petition ist in Vorbereitung. Jetzt hoffen die empörten Esslinger auf die Unterstützung der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.
„Mit dieser Unterschriftenliste wollen wir uns zur Wehr setzen“, erklärt Anrainerin Sabine Jung – selbst zweifache Mutter. „Der Spielplatz befindet sich unmittelbar neben der Straße und grenzt direkt an eine Hundezone sowie den Masten der Hochspannungsleitung samt Mobilfunkanlage. Diese Lage ist aufgrund der elektromagnetischen Strahlung ein Wahnsinn.“ Im Westen des Areals befinde sich dagegen ein passender Platz – „dort gäbe es keine Hunde, keine Autos und die Hochspannungsleitungen wären weiter entfernt.“
„Das Umweltinstitut München empfiehlt bei 110 kV einen Abstand von 50 bis 100 Meter, bei 220 kV 80 bis 120 Meter und bei 380 kV 110 bis 160 Meter“, sagt Jung. „Bei uns ist der Spielplatz nur 30 Meter von der 220-kV-Leitung entfernt.“ Da die Kinder heutzutage ohnehin permanent elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt seien, „sollen sie sich wenigstens in der Natur 100-prozentig entspannen können. Noch dazu, wo hier reichlich Platz wäre. Diese Standort-Wahl ist respektlos den Kindern gegenüber.“
Keine akute Gefährdung
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter will auf KURIER-Anfrage die Bedenken der Anrainer zwar nicht kategorisch vom Tisch wischen. Einen Spielplatz direkt unter einer Hochspannungsleitung zu errichten, habe zumindest "eine schlechte Optik", sagte er im April. Eine akute Gefährdung der spielenden Kinder sei in Anbetracht der relativ kurzen Verweildauer aber auszuschließen.
Forstdirektor Andreas Januskovecz begründet die Versetzung des Spielplatzes (der ein Teil des EU-finanzierten 750.000 teuren Erholungsareals „urbANNAtour“ ist) mit „psychologischen Gründen“. Technisch sei alles im grünen Bereich, „wir halten alle TÜV-Normen ein“. Den Spielplatz am westlichen Rand des Areals aufzustellen, mache keinen Sinn. „Es geht hier um eine Verbindungsfunktion zum Nationalpark. Je weiter weg der Spielplatz liegt, desto unattraktiver wird er.“