Chronik/Wien

Keine Hilfe für Trafikanten-Ehepaar

Wir stehen vor dem Ruin“, erzählt die verzweifelte Trafikantin Erika Kögler. „Wir werden von allen Seiten im Stich gelassen.“ Sie und ihr Mann Walter, haben in den letzten zehn Jahren mehr als 200.000 Euro in ihr Geschäft in der Schottenfeldgasse 91 investiert. Jetzt sind sie insolvent: unverschuldet, wie beide immer wieder beteuern.

Rückblick: 1999 kaufte Walter Kögler die Trafik an dem Gewinn versprechenden Standort in Wien-Neubau. Der damals 44-Jährige ist zu 70 Prozent behindert, hat schwere Herzprobleme. „Ich wollte nicht einfach Zuhause sitzen und nichts tun. Ich wollte arbeiten und habe mir gedacht, dass eine Trafik ideal wäre, um auf meinen eigenen Beinen zu stehen. Trotz meiner Behinderung“, schildert er. Er und seine Frau standen täglich zehn bis zwölf Stunden in der Trafik und das Geschäft lief von Anfang an gut. Er steigerte den Umsatz um ein Viertel. Die notwendigen Renovierungsarbeiten konnten gestemmt werden.

„Ich will weitermachen“

Vor vier Jahren dann änderte sich alles schlagartig: Ein bewaffneter Raubüberfall auf die Trafik machte es Erika Kögler unmöglich noch weiter im Geschäft zu stehen, die Angst war unerträglich. Nachdem ihr Mann dann operiert werden musste, war es notwendig Personal anzustellen – was die Trafikanten schließlich in die Insolvenz führte. „Ich habe zwei Angestellte gehabt, die auch behindert waren. Und jetzt stehen drei behinderte Menschen auf der Straße und sind arbeitslos“, klagt Kögler. Und das, obwohl er weiterarbeiten will. Die Behörden tun nichts. Seit November 2013 ist die gut gehende Trafik zu.

Im Zuge der Strukturbereinigung der österreichischen Trafiken bietet die Monopolverwaltung schlecht gehenden Geschäften an, zu schließen und dafür noch eine Prämie von rund 30.000 Euro zu kassieren. Doch dem Ehepaar Kögler wurde das nie angeboten. „Das würde uns wenigstens ein bisschen weiterhelfen, aber wir haben nie etwas bekommen“, klagt die Trafikantin. In unzähligen eMails appellierte sie an die Monopolverwaltung und das Gremium der Trafikanten. In größter Not schrieb sie sogar an den Bundespräsidenten. Doch alle Schreiben blieben ungehört. „Mit uns setzte sich keiner an den Tisch um zu reden, wie es weitergehen kann.“

Tina Reisenbichler von der Monopolverwaltung kennt den Fall, ist aber machtlos: „Insolvente Trafiken bekommen diese Prämie nicht. Wenn das Unternehmen in Konkurs ist, übernimmt das alles der Masseverwalter.“ Der Standort soll laut Reisenbichlers Angaben weitergeführt werden – aber eben nicht mehr von Walter Kögler, obwohl er gerne wieder in seiner Trafik stehen würde.