Preisgekrönter Tierarzt fühlt sich von Stadt ausgebootet
Von Bernhard Ichner
In Wien leben mehrere Tausend Katzen in freier Wildbahn. Die Stadt startete deshalb jetzt mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ ein Streunerkatzen-Projekt.
Um die Population zu reduzieren, will man möglichst viele Tiere kastrieren. Die Gemeinde investiert pro Jahr 65.000 Euro in das Projekt. Für Tierarzt Martin Gasperl, der in den vergangenen Jahren rund 800 Katzen unentgeltlich kastrierte und dafür von Stadträtin Ulli Sima den Tierschutz-Award 2012 bekam, „eine ungerechte Aufteilung des Geldes“.
Ehrenamtliche Hilfe
Die scheuen Streunerkatzen leben in Gärten, Baugebieten oder Kleingartenanlagen. Großteils handelt es sich um ausgesetzte Tiere oder solche, die bereits in der Wildnis geboren wurden.
Ziel ist es, bis Jahresende rund 800 Katzen zu kastrieren. Das Projekt ist fürs Erste auf zwei Jahre ausgerichtet.
Ganz neu ist die Aktion allerdings nicht: „Die MA 60 fängt schon seit 2006 Streunerkatzen ein“, sagt Gasperl. Er hat Hunderte selbst kastriert – zum Nulltarif (In Ausnahmefällen tut er das auch jetzt noch: Zurzeit warten sechs Katzenbabys in seiner Praxis auf neue Besitzer).
„Auf Dauer war das aber nicht leistbar. Darum wollte ich eine geringe Aufwandsentschädigung. Jetzt erfahre ich, dass die ,Vier Pfoten’ nur für das Einfangen der Katzen 65.000 Euro pro Jahr bekommen. Die Tierärzte gehen leer aus. Das ist ungerecht.“
Sabine Pflügler ist eine der Tierärztinnen, die die „Vier Pfoten“ unterstützen. Sie fühlt sich nicht ungerecht behandelt – „das ist mein Beitrag zum Tierschutz.“
Das Geld, das die Tierschutzorganisation erhält, fließt in die Gehälter der Katzenfänger, in den Betrieb des Katzen-Mobils, in Fang- und Transport-Utensilien sowie in Lock- und Desinfektionsmittel, erklärt Indra Kley von den „Vier Pfoten“. Den Tierärzten wird das Material, das sie für die medizinische Versorgung benötigen, ersetzt.