Jüdische Friedhöfe werden saniert
Von Georg Gesellmann
Ariel Muzicant, ehemaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, ist es gewöhnt zu warten. Vor 35 Jahren hat er begonnen, über den Verfall der jüdischen Friedhöfe zu sprechen. Nun ist eine Lösung in Sicht.
Es habe bis zum Jahr 2000 gedauert bis es ihm gelungen sei, sagt Muzicant, und "das um 4 Uhr in der Früh kurz vor Ende der Restutitionsverhandlungen das Wort Friedhöfe überhaupt in den Staatsvertrag hineinzubringen". Dann habe es weitere zehn Jahre gebraucht, dass die Stadt Wien, die Republik Österreich und die verschiedenen Kommunen sich darauf geeinigt haben, wer dafür zuständig sei. "Damals hat Finanzminister Pröll 20 Millionen in 20 Jahren in Aussicht gestellt."
Dann sind wieder zwei Jahre vergangen bis die Kommunen Pflegevereinbarungen unterschrieben haben. "Und jetzt liegt seit vier Jahren das Geld bereit und man scheitert an der Bürokratie mit der Frage: wie prüft man die eingebrachten Amtswege um die Genehmigung dieser Gelder." Immerhin geht es um vier Millionen Euro. Und Vorschläge an die IKG, wie zu sanieren sei, blieb aus.
Nicht einfach
"Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen", sagt jetzt Ariel Muzicant. Alle daran Beteiligten – also auch der Friedhofsfond der Republik – seien bemüht, eine Lösung zu finden. "Aber die Fortschritte sind bescheiden."
Ein kleiner Lichtblick tut sich auf. Jetzt im Dezember wird der jüdische Friedhof zwischen den Toren eins bis vier im Wiener Zentralfriedhof saniert. Es handelt sich dabei um eine halbe Million Quadratmeter. Das sei die größte Anstrengung, die man jetzt unternehme, "weil dort massiv Gefahr in Verzug besteht."
Andere jüdische Friedhöfe wie in Lackenbach, Deutschkreutz, Kobersdorf, Mattersburg, Stockerau, Hohenems oder Graz sind ebenfalls im Sanierungsprojekt enthalten. "Wir hoffen, dass wir bis zum Jänner die Bewilligungen des Fonds für die Instandsetzung dieser jüdischen Friedhöfe bekommen."
Positive Signale
Vom österreichischen Friedshofsfond hört man vorerst einmal positive Signale. Die Genehmigungen des Beirats sowie des Kuratoriums für die Sanierungsprojekte der Friedhöfe Deutschkreutz, Göttsbach/Ybbs, Graz, Kobersdorf, Lackenbach und Stockerau liegen vor. Die vertraglich fixierten Fördergelder wurden an die IKG Wien ausbezahlt. "Die Instandsetzungsarbeiten können daher jederzeit beginnen und der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe blickt einer Realisierung dieser Projekte erwartungsvoll entgegen", sagt Hannah Lessing vom Friedhofsfond. In Hohenems werde derzeit das zweite Teilprojekt zu Ende geführt.
Die 14 jüdischen Friedhöfe des Burgenlandes werden zusätzlich durch die Initiativ Re.F.U.G.I.U.S betreut. Die im Jahr 2010 ins Leben gerufene Projektinitiative "Erinnerungszeichen" vereinigt Bewusstseinsarbeit mit Jugendlichen mit Themen der jüdischen Kultur, Geschichte und Shoa.
140.000 Euro
In den vergangenen vier Jahren wurden rund 120 Lastwagenladungen an Rodungsgut aus den burgenländischen Friedhöfen abtransportiert. Die jährlichen Kosten betragen rund 140.000 Euro.