Chronik/Wien

Islam-Kindergärten: Ministerium gibt Aslan-Bericht frei

Lange hat es gedauert, aber heute, Freitag, veröffentlichte das Integrationsministerium (den ursprünglich für Ende Jänner angekündigten) Endbericht von Religionspädagoge Ednan Aslan zu den islamisch geprägten Kindergärten bzw. -gruppen in Wien. In dem Bericht wird insbesondere die Rolle der Kindergarten-Trägervereine beleuchtet. Die gravierendsten Vorwürfe finden Sie am Ende des Artikels zusammengefasst.

Mit seiner ebenfalls vom Ministerium präsentierten 33-seitigen "Vor-Studie" hatte Aslan Anfang Dezember für Aufsehen gesorgt. Darin behauptete er, es gebe in Wien geschätzte 150 islamische Kindergärten, in denen zum Teil Parallelgesellschaften herangezüchtet würden.

Gemeinsame Studie mit der Stadt Wien

Aufbauend auf Aslans Endbericht starten das Integrationsministerium und die Stadt Wien nun gemeinsam eine flächendeckende Untersuchung islamischer Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien.

Die Stadt Wien stellt die dafür erforderlichen Daten wie den Zugang zu allen Kinderbetreuungseinrichtungen, Vereinsregisterauszüge, etc. bereit, wie am Freitag mitgeteilt wurde. Für die Durchführung wird ein geeigneter Anbieter ermittelt. Die Studie wird von einem sechsköpfigen Forscherteam begleitet.

Eine wichtige Fragestellung wird sein, ob die pädagogischen Konzepte jener privaten institutionellen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen (Kindergärten und Kindergruppen) in Wien, mit den Grundwerten der österreichischen Verfassung, Kinder- und Menschenrechte sowie dem Wiener Bildungsplan übereinstimmen.

Ebenso wird untersucht werden welche Werte und Normen in der Praxis tatsächlich gelebt werden, wie auch die verwendeten Sprachen, der religiöse Hintergrund und Migrationshintergrund der Kinder und MitarbeiterInnen sowie die Annahme von Sprachförderungsangeboten. Erforscht wird auch die Erwartungshaltung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten an Bildung und Betreuung in elementarpädagogischen Einrichtungen. Teil der Studie wird auch sein, Kriterien zu definieren, um von religiös und konfessionell geprägten institutionellen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen zu sprechen. Weiters wird eine Liste mit allen islamischen Kindergärten/gruppen und deren Betreibern/Trägervereine inkl. umfassender Analyse erstellt, wobei darüber auch Auskunft gegeben wird, welche Religionen in die pädagogische Arbeit einfließen.

Klare Worte

"In Wien ist kein Platz für Radikalismus und Extremismus. Wenn es Probleme gibt, müssen diese angegangen und gelöst werden. Die Stadt Wien schaut genau hin und hat bereits gehandelt. Mit der Aufstockung der KontrolleurInnen der MAG ELF sorgen wir dafür, dass das Kontrollnetz noch dichter ist. Mit der Verbesserung der Ausbildung der BetreuerInnen in Kindergruppen wird die Qualität weiter erhöht. Die Studie wird sich genau anschauen, wie die Werte und Normen im pädagogischen Alltag der Kinderbetreuung gelebt werden. Mit dem professionellen ForscherInnenteam wird diese Studie einen fundierten und umfassenden Einblick geben," sagt Sonja Wehsely, SPÖ-Stadträtin für Gesundheit, Soziales und Generationen.

Die gravierendsten Vorwürfe des Aslan-Berichts:

  • Satz der nun sehr häufig vorkommt: „Dieser Inhalt wurde aus dem Netz genommen.“ Nach der Präsentation des Zwischenberichts Anfang Dezember 2015 wurden zahlreiche problematische Materialen/Interviews/Bilder aus dem Netz genommen.
  • S. 8: Es konnten 71 islamische Kindergärten und 56 Kindergruppen identifiziert werden. Da sicher nicht alle eruiert werden konnten, wird die Zahl der muslimischen Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien auf ca. 150 geschätzt. Die Anzahl von Kindern in muslimischen Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien würde damit bei ca. 10.000 liegen.
  • S. 25f: „Die Erlaubnis der Polygamie ist unumgänglich und notwendig, weil der Islam die Sexualität als natürliches menschliches Bedürfnis bewertet, und weil er die Befriedigung dieses Bedürfnisses allen Menschen aus Gerechtigkeitsgründen nur auf dem erlaubten Weg der Ehe ermöglichen will.“ Amir Zaidan
  • S. 29: Das Islamologische Institut ist die aktivste Organisation in Österreich (aber auch im deutschsprachigen Raum) im Bereich der Elementar- und Erwachsenenpädagogik. Das Naheverhältnis zwischen ISMA, BAKIP 12, dem Islamologischen Institut (Amir Zaidan) und Kindergarten- und Kindergruppenvereinen, die alle in der Reschgasse 22-24, 1120 Wien, aktiv sind, weist auf die enge Beziehung in diesen Bildungsbereichen hin. Aufgrund dieser Situation waren die erwähnten Bildungseinrichtungen für die Studie von besonderer Relevanz, weil hier deutliche Anhaltspunkte für die Grundlagen des intellektuellen Salafismus gegeben sind.
  • S. 30: „Europa, wie wir es kennen, wird in einigen Jahren aufhören zu existieren, inschaa Allah, denn der Kinderschnitt liegt bei 1,38 pro Familie.“
  • S. 31: „Leider besuchen viele Kinder anschließend aus Mangel an islamischen Alternativen öffentliche Schulen ohne islamische Umgebung und Erziehung. Besonders groß und gefährlich ist die Lücke für 10-15-jährige Kinder, da in Wien keine anspruchsvolle islamische Haupt- oder Mittelschule zur Verfügung steht.“ Aus dem Flyer der Muhammad-Asad-Schule welche vom Verein IQRA (Herr Suk) betrieben wird.
  • S. 31: „Kufr ist somit ein Sammelbegriff für jede nicht islamkonforme Lebensweise. […] Nur die Atheisten, die Polytheisten und die Munafiq [Heuchler, Anm. d. Verf.] unter den Kaafir sind für ewig Bewohner der Hölle.“ Amir Zaidan
  • S. 37: Die Muslimbruderschaft betreibt in Wien mehrere Kindergärten und -gruppen.
  • S. 39: Kindergärten werden als Wirkungsstätten des politischen Islam zu Schauplätzen interner Kämpfe.
  • S. 42: Klar ist auch, dass die Sympathisanten des politischen Islam, die – obgleich sie sich in Österreich der Anwendung von Gewalt enthalten – Gewalt grundsätzlich als ein Mittel zur Verwirklichung des islamischen Staates betrachten, den Bildungseinrichtungen – als ihren „Hinterhof“ – großen Wert beimessen.
  • S. 42: Der syrische Muslim-Bruder Aiman Morad, ist zugleich Finanzdirektor (ehemaliger E.A) der Islamischen Religionspädagogischen Akademie (IRPA), der Ausbildungsstätte islamischer Religionslehrer der offiziellen Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).
  • S. 61: In den im Rahmen unserer Vorstudie durchgeführten Interviews weisen die Betreiber selbst immer wieder darauf hin, dass der überwiegende Teil der muslimischen Betreiber aus unterschiedlichsten Berufsgruppen kommt und mit Gewinninteressen Kindergärten oder Kindergruppen betreibt.
  • S. 75: „Sie (Anm. die Eltern) wollen unbedingt Koran lernen. Aufgrund der Konflikte mit dem Magistrat wegen der islamischen Erziehung und dessen Unterlassung im Kindergarten haben einige Eltern ihre Kinder abgemeldet.“ Aussage einer Kindergartenleiterin
  • S. 76: Muslimische Eltern wünschen sich ein Programm zur religiösen Bildung/Erziehung und es ist ihnen wichtig, dass ihre Kinder den Koran lernen. Viele Eltern erwarten, dass ihr Kind kleine Suren auswendig lernt und messen den Erfolg des Kindergartens daran, wie viele Suren das Kind bereits kann. Dasselbe kann für das Lernen von arabischen Buchstaben festgehalten werden.
  • S. 77: Weil vielen Koranlehrerinnen in den Kindergärten entsprechende religionsdidaktische Kompetenzen fehlen, werden die Suren weniger vom Inhalt aus betrachtet, sondern nur in Bezug auf den Umfang der jeweiligen Sure. Es wird somit, ähnlich wie in der traditionellen Koranlesepraxis weniger auf Inhalte Wert gelegt, sondern auf das Auswendiglernen.
  • S. 77f: Darin besteht das eigentliche Problem des klassischen Koranunterrichtes, weil gerade diese kurzen Suren mit Kindern kaum theologisiert werden können, da sie Inhalte beinhalten, die bei Kindern Angst und Furcht verursachen können. Als Beispiel sei an dieser Stelle verwiesen auf Sure 114:6, wo Kinder über Dämonen, Magie, böse Menschen, die Magie betreiben, um anderen zu schaden, erfahren, oder z B. auf eine Sure, die vom Ende der Welt berichtet, wie die Welt auseinander geht und wie die Menschen in der Hölle bestraft werden usw. (z.B. Koran 111:3).
  • S. 78: Leider ist es den meisten Koranlehrerinnen nicht bewusst, was sie durch solche Darstellungen (Hölllenfeuer, der bestrafende Gott) in der Glaubenswelt der eigentlich nach Geborgenheit suchenden Kinder anrichten. Es scheint die Frage berechtigt, ob solche Texte nicht dazu führen, dass Kinder letztendlich Gewalt immer als Teil ihrer Religion betrachten und verinnerlichen. In diesem Bereich ist eine dringende Weiterbildung der Pädagoginnen erforderlich.
  • S. 78: „Ich und mein Lebensgefährte hatten beim Hinbringen und Abholen unseres Kindes des Öfteren die religiöse Erziehung der Kinder wahrgenommen: Die Kinder trugen religiöse Kopfbedeckungen. Wir, als Familie sind Atheisten und waren als Eltern verwundert, als unser Kind islamische Begriffe zu Hause verwendet hatte (wie z.B. Allah, Allahu Ekber) oder Gebetspraktiken mit den Händen gemacht hat.“ Aussage einer Mutter
  • S. 80: An den Feierlichkeiten der anderen Religionen nehmen allerdings muslimische Kinder nicht teil, während nicht-muslimische Kinder an muslimischen Festen teilnehmen können.
  • S. 81: Die Dua’as (Bittgebete) lernen Kinder in der Regel auf Arabisch, die teilweise kaum der Lebenswirklichkeit der muslimischen Kinder entsprechen und strafende Gottesbilder in sich verbergen, wie die beiden Beispiele zeigen können:

Allah hat die Macht uns für jede schlechte Tat zu bestrafen. Niemand kann Ihn daran hindern. Nur ein Dummkopf kann die Strafe Allahs nicht fürchten“ (Audiomaterial Kindergarten Lernen fürs Leben). Oder: „Oh Gott schütze mich vor der Strafe des Höllenfeuers.“

  • S. 82: In der Werteerziehung geht es in erster Linie darum, die Kinder vor schlechten moralischen Einflüssen der Mehrheitsgesellschaft zu schützen, damit sie sich als wahrhaftige, gläubige Menschen (später) solchen Einflüssen selbst entziehen können.
  • S. 87: Es wird (anhand solcher Aussagen) ein Lebenskonzept deutlich, welches in islamischen Ländern üblich ist: sehr frühe Erziehung in der arabischen Sprache und im Koranmemorieren, um Kindern ein besseres religiöses Verständnis angedeihen zu lassen. Dabei wird den Kindern das Denken und Hinterfragen z.B. bezüglich Gott verboten.
  • S. 90: Die Werteerziehung scheint teilweise von einer konservativen Theologie getragen zu sein, die in erster Linie der Mehrheitsgesellschaft keine Bedeutung beimisst, sondern „ihre Kinder“ vor dieser schützen möchte.
  • S. 90: Das verursacht nicht selten, dass diese Kindergärten und -gruppen mit einem Sonderprogramm die Wünsche der Eltern und Verbände zu befriedigen versuchen. Aus Elterngesprächen und offenen Gesprächen mit Pädagoginnen können deutliche Hinweise abgeleitet werden, dass die Vereine mit einem besonderen Konzept die Wünsche der Eltern, aber auch ihre eigenen religiösen Ziele zu erreichen versuchen.
  • S. 91: Kontrollen des Magistrats sind notwendig und reichen in der derzeitigen Form nicht aus. Auch die Art der Kontrollen ist nicht zufriedenstellend. (…)Auf der anderen Seite werden bei Kontrollen, wenn diese denn stattfinden, hauptsächlich Formalien überprüft – sprich Räumlichkeiten und andere organisatorische, hygienische etc. Vorgaben. Eine Überprüfung der pädagogischen Qualität findet jedoch fast nicht statt. Ebenfalls nicht bzw. marginal werden die theologischen Grundlagen der Träger überprüft.
  • S. 92: Die meisten untersuchten muslimischen Kindergärten/Kindergruppen bestehen aus recht homogenen Gruppen türkischer, arabischer usw. Kinder. Das erschwert die Arbeit der Pädagoginnen, die gewillt sind, die deutsche Sprache zu fördern. Als eine der größten Herausforderungen des Kindergartens wird angegeben, dass die Kinder immer wieder automatisch in der Muttersprache (z.B. Türkisch) untereinander reden.
  • S. 99: Auch wenn sich das Team der Kindergärten aus unterschiedlichen Pädagoginnen zusammensetzt, sind die Betreuerinnen ausschließlich praktizierende Muslimas, worauf Vereine großen Wert legen. Daher suchen einige Einrichtungen gezielt Frauen mit Kopftuch (Siehe Anhang Nr. 1.2.4), was jedoch dem Gleichbehandlungsgesetz widerspricht.
  • S. 100: Aus Mangel an in Österreich ausgebildeten PädagogInnen werden häufig PädagogInnen aus den neuen EU-Staaten beschäftigt. In diesem Bereich klagen z.B. Eltern, dass dieses Personal die deutsche Sprache nicht gut beherrscht.
  • S. 104: Viele islamische Kindergärten waren nicht bereit, am Forschungsprojekt mitzuwirken.
  • S. 105: Die meisten Kindergärten und -gruppen sind in der Regel ethnisch und national homogen zusammengesetzt. In diesen Gruppen ist die Förderung der deutschen Sprache eine besondere Herausforderung für die Kindergärten. Es ist in diesem Umfeld fast unmöglich, ein Gefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln.
  • S. 105f: Pluralitätsfördernde Impulse kommen oftmals zu kurz. In der religiösen Erziehung bestimmen traditionelle Bilder die Erziehung der Kinder, es wird beispielsweise mit strafenden und belohnenden Gottesbildern gearbeitet. Dabei werden Kinder mit einem veralteten Sündenverständnis eingeschüchtert und es wird ihnen die Entwicklung zur Mündigkeit genommen. Die eigene Religion wird mitunter vor anderen Religionen und Weltanschauungen aufgewertet.

(Der 178 Seiten umfassende Projektbericht des Instituts für islamische Studien an der Uni Wien steht auch in Langfassung zum Download zur Verfügung.)