Integrationsprojekte statt Akut-Versorgung
Von Julia Schrenk
Die 13-jährige Sefie aus Afghanistan steht auf einem Tretroller und braust auf dem Parkplatz herum. "’Tschuldigung!" ruft sie und "Hallo!", schreit sie, als ihr eine junge Frau nicht gleich aus dem Weg geht. Es ist Sefies zweiter Tag auf dem Tretroller. Sie nimmt am Fahrradkurs für Frauen und Mädchen im Flüchtlingsheim in der Ziedlergasse in Wien-Liesing teil.
Organisiert wird der Kurs vom Train of Hope – jener Freiwilligen-Organisation, die im September 2015 eine beeindruckende Versorgungsstelle für Flüchtlinge auf dem Wiener Hauptbahnhof eingerichtet hat: Mit Apotheke, Feldküche und einer Anlaufstelle für Geflüchtete, die auf dem Weg nach Europa Angehörige verloren hatten.
Heute gehören der Organisation noch etwa 50 Helfer an. "Anstatt Akuthilfe am Bahnhof organisieren wir jetzt Projekte, die der Integration dienen", sagt Manuela Ertl von Train of Hope. Projekte, wie etwa ein Deutsch-Intensivkurs für Schüler während der Ferien oder wie der Fahrradkurs.
Fehlende Mobilität
Pro Einheit lernen zehn bis zwölf Mädchen und Frauen, wie man sich zunächst auf einem Tretroller, dann auf einem Rad fortbewegt. "Die fehlende Mobilität ist ein großes Problem für viele hier", sagt Ertl. Mit den monatlich 40 Euro Taschengeld, die Flüchtlingen in der Grundversorgung bekommen, können sich viele nur selten Fahrscheine für die Öffis leisten. Der ÖAMTC stellt dem Train Of Hope eine Trainerin und die Roller zum Selbstkostenbeitrag zur Verfügung. Die restlichen Kosten begleichen die Freiwilligen mit Geld von Spendern oder Sponsoren.
Weil das Projekt gut funktioniert, soll bald auch auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes in St. Marx in Wien-Landstraße ein Fahrrad-Park entstehen. Mit Unterstützung von Partnern wie dem ÖAMTC sollen nicht nur Frauen, sondern auch Kinder Fahrradfahren lernen. Auch Kurse für Verkehrserziehung sollen abgehalten werden.