Chronik/Wien

Innerhalb kurzer Zeit 99 Flüchtlinge aufgegriffen

Innerhalb kurzer Zeit wurden am Donnerstag 99 Flüchtlinge an fünf verschiedenen Stellen im Wiener Stadtgebiet abgesetzt. Darunter sollen sich mindestens zehn Kinder befinden. Die meisten der Flüchtlinge litten an Dehydrierung, sie wurden von der Wiener Berufsrettung versorgt. Die Polizei nahm einen der Schlepper fest.

Allein auf der Ostautobahn (A4) bei der Auffahrt zur Südosttangente (A23) zählte die Polizei 31 Personen: Eine Streife der Polizeidiensthundeeinheit war in Simmering auf der A4 unterwegs, als den Beamten ein auf der Autobahnauffahrt abgestellter Kastenwagen auffiel.

31 Menschen in einem Wagen

Laut ersten Informationen dürften alle 31 Personen in diesem Fahrzeug transportiert worden sein. Der Schlepper wurde festgenommen, erklärt Polizeisprecher Paul Eidenberger.

In Simmering wurden Donnerstagvormittag zudem 14 Flüchtlinge am Artillerieplatz sowie sieben an der Jedletzbergerstraße abgesetzt.

41 weitere Flüchtlinge zählte die Polizei in im Bereich der Laxenburger Straße: Die Schlepper flüchteten, sie ließen bloß eines ihrer Fahrzeuge auf der Straße zurück.

Weitere sechs Flüchtlinge landeten in Hietzing: Ein Schlepper brachte die Menschen – vermutlich irakische Staatsbürger – in die Gustav-Seidel-Gasse.

Mit Appellen zur menschenwürdigen Unterbringung von Asylwerbern haben sich am Donnerstag die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) sowie die Caritas an die Politik gewandt. Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer pocht auf die Unterbringung der Asylwerber in kleinen Einheiten: Dies würde auch das Verständnis in der Bevölkerung sicherstellen. Die ÖGPP forderte in einer Aussendung, möglichst rasch ein sicheres, stabiles und menschenwürdiges Umfeld für Flüchtlinge herzustellen: „Wunden können dann heilen, wenn ein menschenwürdiges Umfeld in geordneter Weise realisiert wird. Zeltlager und Zustände wie in Traiskirchen sind dazu nicht geeignet. Die Politik muss endlich handeln.“

"Extreme Form von Stress"

Die Psychiater und Psychotherapeuten verweisen darauf, dass Krieg und Flucht eine extreme Form von Stress bedeuten, unter der das Risiko für psychische und auch körperliche Erkrankungen stark ansteige. Der Stress werde noch verstärkt, wenn Menschen kein Dach über dem Kopf, kein Bett, ja nicht einmal eine Matratze für die Nacht haben. Derartige katastrophale Zustände, wie etwa in Traiskirchen, würden das Krankheitsrisiko erhöhen, das Abklingen bereits vorhandener Krankheiten verzögern und zusätzliches Leid verursachen.

Caritas Generalsekretär Bernd Wachter appellierte an die verantwortlichen Politiker in Bund und Ländern, sich an der Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ein Beispiel zu nehmen und dazu beizutragen, „dass die Bilder obdachloser Kinder in Traiskirchen endlich der Vergangenheit angehören“.

Wachter verwies in einer Aussendung darauf, dass die Caritas gemeinsam mit Pfarren und Klöstern österreichweit mehr als 4.400 Asylwerber im Rahmen der Grundversorgung versorgt – das sind knapp 10 Prozent der insgesamt 43.000 Asylwerber in Grundversorgung. Zusätzlich werden 10.500 Menschen mobil betreut. Der Generalsekretär versicherte, dass die Caritas bereitstehe, zusätzliche Quartiere anzubieten.

Gemeindebund-Präsident Mödlhammer forderte im Ö1-„Mittagsjournal“, dass die Zahl der untergebrachten Flüchtlinge maximal ein bis zwei Prozent der Gesamt-Bevölkerung betragen sollte. Eine Handlungsanleitung für die Bürgermeister hat Mödlhammer nicht, erklärte jedoch, es brauche: „Information, Information, Information.“