Chronik/Wien

Innenstadt-Barockjuwel in Gefahr

Das Gesetz ist auf unserer Seite. Doch was hilft das, wenn finanzielle Interessen alles aushebeln?“, fragt sich Walther Götlinger. Seit seiner Geburt wohnt der Grafiker in einem der letzten vollständig erhaltenen barocken Wiener Bürgerhäuser.

Vor mehr als 300 Jahren errichtet, beherbergte die imposante Anlage in der Schwertgasse (Innere Stadt) etliche prominente Mieter. Allen voran Schriftsteller Adalbert Stifter, der hier 1831/’32 lebte. Seit 1924 steht das Haus unter Denkmalschutz.

Doch jetzt droht Götlinger und einigen weiteren Mietern Ungemach: Der Eigentümer will das Dachgeschoß des Hauses ausbauen. Entsprechende Anträge liegen bereits bei der Baupolizei und dem Denkmalamt.

Mieter wollen bleiben

Betroffen wären davon auch die bereits bestehenden historischen Mansarden-Wohnungen, schildert Götlinger. Sie sollen in zweistöckige Maisonetten umgebaut werden. Der Haken: Vorher müssten erst einmal die Mieter ausziehen. „Wir sollen vertrieben werden, obwohl wir 30 Jahre lang die Renovierungen – von den Steigleitungen bis zu den Maler-Arbeiten – selbst bezahlt haben“, sagt Götlinger.

Auch der Südtrakt soll massiv umgebaut werden, um einen Lift errichten zu können.

Götlinger kann sich nicht vorstellen, dass all das mit dem Denkmalschutz vereinbar ist. Vor allem der barocke Dachstuhl könnte durch den Umbau massiv beeinträchtigt werden.

Mehr noch: „Die für das Stadtbild zuständige MA 19 meint, dass der Ausbau von der Straße nicht sichtbar sei. Das stimmt aber nur, solange man auch richtig steht“, kritisiert Patricia Davis von den Grünen die „kreativen Höhenflüge“ der Behörden.

Am Mittwoch waren die Mieter zu einer Anhörung in den Bauausschuss des Bezirks geladen. Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) versucht, ihre Sorgen zu zerstreuen. „Die Verfahren sind noch in Schwebe. Aber es wird eine Lösung geben, damit die Mieter nicht ausziehen müssen.“