Imam-Schule: FPÖ-Demo sorgt im Vorfeld für Unruhe
Von Bernhard Ichner
Eine für Donnerstagabend angekündigte Protestkundgebung der FPÖ gegen eine geplante Imam-Schule in Simmering sorgt bereits im Vorfeld für Unruhe. Muslimische Vereine fürchten einen Aufmarsch rechtsextremer Gruppierungen. Von linker Seite wurde indes eine Gegendemonstration angemeldet. Polizei und Verfassungsschutz sind alarmiert: Man werde „mit ausreichender Mannstärke“ vor Ort sein, um die öffentliche Sicherheit aufrecht zu erhalten, heißt es seitens der Exekutive.
Mit „Gemeinsam gegen radikalen Islamismus! Wir verstehen eure Wut! Keine türkische Imam-Schule in Simmering!“ heizen die Freiheitlichen auf Plakaten die Stimmung für Donnerstag an. Als Redner bei der Protestkundgebung in der Florian-Hedorfer-Straße (wo auch besagte Schule ihren Sitz haben soll) ist neben dem Wiener FP-Klubobmann Johann Gudenus auch der Islamwissenschaftler Herbert Eisenstein angekündigt.
Zu einer Gegendemonstration unter dem Motto „Solidarität mit der muslimischen Bevölkerung“ ruft dagegen die „Linkswende“ auf. Bei der „Offensive gegen Rechts“, die auch schon gegen den Akademikerball mobilisiert hatte, überlegt man noch, ob man sich der Demo anschließt.
Kölner Verhältnisse?
In der islamischen Gemeinde ist man ob der „freiheitlichen Provokation“ jedenfalls besorgt. Tarafa Baghajati von der Initiative muslimischer Österreicher befürchtet Ausschreitungen wie jüngst in Köln (wo es bei einer Hooligan-Demo gegen Salafisten zu gewalttätigen Ausschreitungen kam). „In der rechtsextremen Szene wird bereits massiv für Donnerstag mobilisiert“, erklärt er.
Um Eskalationen zu vermeiden, ruft Baghajati Muslime zur Gelassenheit auf. „Wir dürfen uns nicht provozieren lassen.“ Das Demonstrationsrecht sei allerdings ein Menschenrecht. „Wenn sich ein antirassistischer Block ganz klar gegen Gewalt positioniert, spricht nichts dagegen, mitzudemonstrieren.“
Bei der Exekutive rechnet man nicht mit Kölner Verhältnissen.
Schweinskopf auf Baugerüst
Ob die geplante Schule überhaupt zustande kommt, ist indes noch unklar. Einen Antrag auf staatliche Anerkennung will die Islamische Föderation vorerst nicht stellen. Beim Wiener Stadtschulrat ist die geplante private türkischsprachige Imam-Schule derzeit auch noch kein Thema. Weder gebe es bisher eine Errichtungsanzeige, noch seien Anfragen oder Anträge dazu bekannt, hieß es am Montag. Unter den bisher bekannten Bedingungen würde der Stadtschulrat einer solchen Schule aber ohnehin „niemals zustimmen“.
Bei der Wiener SPÖ sorgt dagegen vor allem das Vorgehen der Freiheitlichen für Kopfschütteln. „Dass die FPÖ Wien zu einer Kundgebung gegen eine Schule aufruft, gegen die sich bereits alle Parteien ausgesprochen haben, zeigt lediglich, dass die FPÖ einen Keil zwischen die Menschen in dieser Stadt treiben will und willkürlich aufhetzt“, erklärte Bildungssprecher Heinz Vettermann in einer Aussendung. Eine Schule in der derzeit geplanten Form, also ohne Öffentlichkeitsrecht und in türkischer Sprache, würde keine Zustimmung der SPÖ bekommen, versicherte er. Eine deutschsprachige Imam-Ausbildung im Rahmen eines Universitätsstudiums sei der „einzig gangbare Weg“.
Anfang August haben Unbekannte einen Schweinskopf auf ein Baugerüst in der Florian-Hedorfer-Straße gesteckt - der KURIER berichtete.