Hunderttausende Euro bei Postraub erbeutet
Einen höheren sechsstelligen Geldbetrag erbeutete ein noch unbekannter Mann beim bereits dritten Überfall in diesem Jahr auf einen Geldtransporter ähnlichen Typs. Wie erst jetzt bekannt wurde, beobachtete der Räuber bereits am Freitag den VW-Transporter in Wien-Brigittenau. Dieser war trotz der sehr hohen Geldsumme, die er mitführte, nur mit einer Person besetzt – und die war unbewaffnet. Der 36-jährige Postmitarbeiter war in der Früh damit beschäftigt, das Geld von mehreren Lebensmittelfilialen abzuholen. Als er um 9.40 Uhr aus dem Spar-Supermarkt in der Wehlistraße kam, blickte er plötzlich in die Mündung einer Pistole.
Der Räuber forderte das Geld aus dem Lieferwagen. Anschließend sperrte er den Boten im hinteren Bereich des Fahrzeuges ein – und ergriff mit der Beute vorerst unerkannt die Flucht.
Auch T-Shirt gestohlen
„Zuvor stahl er seinem Opfer allerdings noch eine Post-T-Shirt“, berichtet Polizeisprecher Roman Hahslinger. Offenbar war sich der Verdächtige nach der Tat seiner Sache sehr sicher, da er anschließend lächelnd mit dem erbeuteten Kleidungsstück einkaufen ging. Dort wurde er dann von einer Überwachungskamera geknipst, weshalb ihm das Lachen noch vergehen könnte. Für Hinweise zu seiner Ergreifung sind von der Post 2500 Euro ausgesetzt worden. Hinweise: 01/313 10-33800 (Journaldienst der Kriminalpolizei).
Die Raubgruppe des Landeskriminalamtes Wien hielt den Überfall zunächst geheim, da die Beamten offenbar hofften, den Mann noch im Laufe des Wochenendes festnehmen zu können. Doch das gelang bisher nicht. Nach der Art des Vorgehens könnte es sich um einen Täter mit Insiderwissen gehandelt haben‚ heißt es.
Erneuter Überfall
Heuer war dies bereits der dritte derartige Coup. Auch in Tirol wurden im Februar und im Mai zwei VW-Caddy-Transporter von Sicherheitsfirmen ausgeraubt. Einer wurde im Winter bei Hall von einer falschen Zivilstreife gestoppt und ausgeplündert. Der Lenker blieb dabei gefesselt zurück.
Vor drei Monaten schlugen erneut Räuber zu, diesmal in Innsbruck. Die Täter nahmen den Fahrer als Geisel, ließen ihn dann aber im Wagen eingesperrt zurück. Der Lenker konnte eine Passantin auf sich aufmerksam machen, die ihn befreien konnte. Dieser Raub wurde geklärt – drei Verdächtige, ein Vater und seine zwei Söhne, wurden später festgenommen.
Der 49-Jährige mit dem Spitznamen „Engel“ und die 35-Jährige lernten einander in einer Kirche kennen. Sie sangen gemeinsam, lauschten den dort dargebotenen Prophezeiungen und berichteten einander von dem Elend der Welt, das sie kennengelernt hatten. Er war beruflich in Afrika gewesen und bekam die Bilder der hungernden Kinder nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte die Armut in Moldawien erlebt. Sie beschlossen, zu helfen. Und dann überfielen sie einen Geldtransporter. Am Dienstag standen sie vor Gericht.
Tamara S. hatte bei Loomis gearbeitet und kannte die Details der Be- und Entladung der Bankomaten. Gabriel E. war bis 2001 Polizist bei der WEGA, als er bei einem Einsatz angeschossen wurde, quittierte er den Dienst und machte sich mit einer Sicherheitsfirma selbstständig. Unter anderem arbeitete er auch für Loomis. Der Sicherheitschef dort war ein WEGA-Kollege von ihm, aber das ist eine andere Geschichte (siehe Bericht rechts).
Am 23. Dezember 2013 schlugen Gabriel E. und Tamara S. auf der Wiener Nussdorfer Straße zu. „Pst“, zischte E., hielt dem Fahrer des Geldtransporters und dessen Kollegin eine Glock-Pistole vor die Nase. Dann zog man den Opfern Wollmützen über den Kopf, fesselte ihre Hände am Rücken und zwang sie, sich auf den Boden zu legen: „Nicht bewegen, sonst tot. Wir wissen, wo ihr wohnt.“ Alles das laut Staatsanwältin und Anwalt der Opfer, Nikolaus Rast, mit äußerster Brutalität.
Die Verteidiger hingegen kontern, man habe den Überfallenen sogar Polster unter den Kopf gelegt, damit sie nicht so hart liegen. Gabriel E., der „Engel“, würde sehen, wenn jemand leidet.
Tamara S. knackte den Code, damit der Alarm nicht ausgelöst wird, ehe die Räuber mit drei Millionen Euro Beute verschwanden. Die Kenntnis des Sicherheitsprozederes machte stutzig und ließ auf einen Eingeweihten schließen, so kam man den Tätern auf die Spur.
„Achtenswert“
Die Angeklagten sind geständig, haben sogar schon je 10.000 Euro Schmerzensgeld an die Opfer gezahlt. Bleibt nur noch die Ausschmückung des – nach Ansicht von Verteidiger Klaus Ainedter „achtenswerten“ – Motivs.
Gabriel E. sagt, er habe in Gabun ein Kinderdorf für Waisenkinder aufbauen und es „Blue Sky Village“ nennen wollen. Von seinen eigenen Ersparnissen habe er schon 90.000 Euro hinuntergeschickt, aber das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.
Tamara S. erzählt, sie habe bereits den Lkw-Führerschein gemacht und mit einem Rettungssanitäterkurs begonnen, um helfen zu können. Die Urteile: je acht Jahre Haft, nicht rechtskräftig.