Überfall bei Bankomat: Räuber handelten aus Nächstenliebe

Im Haus der Schwiegermutter wurden drei Geldkoffer sichergestellt.
Ex-Security-Mitarbeiter in U-Haft. Beute sollte nach Afrika fließen.

Die Beute des Geldtransport-Überfalls vom 23. Dezember 2013 – stattliche 500.000 Euro – hätte in ein Hilfsprojekt für Hunger leidende Kinder in Afrika fließen sollen. Das behaupten zumindest die am Wochenende festgenommenen Geldtransport-Räuber in den laufenden Verhören.

Das Insider-Duo ging professionell und strategisch vor. Doch als die Ermittler des Landeskriminalamtes Wien (LKA) das Motiv des Geldtransport-Überfalls kurz vor Weihnachten in Wien-Alsergrund präsentiert bekamen, fühlten sie sich (vorerst) verschaukelt. Oberst Michael Mimra erklärte Montagmittag: „Täter und Komplizin gaben unabhängig voneinander an, dass die Beute für das Afrika-Projekt gedacht war.“ In den Verhören verdichtete sich das „Robin-Hood-Motiv“. Der Ex-Loomis-Mitarbeiter und Drahtzieher des Coups, Gabriel E. (49) soll bereits öfters in Afrika gewesen sein, um das Hilfsprojekt voranzutreiben. Dann aber ging dem Kärntner das Geld aus, vermuten die Kriminalisten.

Überfall bei Bankomat: Räuber handelten aus Nächstenliebe

Gabriel E. war es auch, der Tamara S. (34) zu dem Überfall überredete. Er versprach der Wienerin eine leitende Position bei dem Hilfsprojekt. Bis Mai 2013 war S. ebenfalls bei Loomis im Management tätig. Sie kannte Sicherheitssysteme, Fahrrouten und Verhaltensregeln der Ex-Kollegen. In der Nacht auf den 23. Dezember schlug das Insider-Duo schließlich zu. Beim Befüllen eines Indoor-Bankomats in der Alserbachstraße lauerten die Täter den Loomis-Mitarbeitern auf, bedrohten sie mit einer Pistole, fesselten die Männer mit Handschellen und überbrückten das Sicherheitssystem des Geldtransporters. Die halbe Million wurde in drei Koffer gepackt. Die Täter flüchteten.

Insider sofort im Visier

Die Ermittler tippten auf Insider und überprüften aktive sowie Ex-Mitarbeiter des Unternehmens. So stießen sie – auch dank der Angaben der Überfallenen – auf die kleingewachsene Tamara S. Nach mehrtägiger Observation wurde sie verhaftet. Samstag legte die Frau ein Geständnis ab und verriet den Komplizen.

Überfall bei Bankomat: Räuber handelten aus Nächstenliebe

Diesen verhaftete die Exekutive schließlich in der Nacht auf Sonntag in einem Haus nahe des Kärntner Millstätter Sees. Auf dem Dachboden des Hauses seiner Schwiegereltern konnte die Kripo das Geldversteck ausheben. Die drei Geldkoffer standen hinter einem Holzkasten. Vollgepackt mit Euro-Noten. Beinahe die gesamte Beute war noch vorhanden. Auch die verwendete Pistole, eine Glock, konnte sichergestellt werden. Tamara S. und Gabriel E. waren kein Paar, verstanden sich aber als „Zweckgemeinschaft“.

„Ob das ,Robin Hood-Motiv‘ als Schutzbehauptung oder sogar als strafmindernd gewertet wird, muss das Gericht entscheiden“, so Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

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