Heumarkt-Turm kleiner? Tojner: "Immer kompromissbereit"
Der Unternehmer und Investor Michael Tojner versucht weiter, sein von bis auf Weiteres gestopptes Immo-Projekt am Wiener Heumarkt zu retten. Mit dem Umbau des Wiener Eislaufvereins, dem Neubau des Hotels Intercontinental und einem mit 20 Millionen Euro veranschlagten Turnsaal für das Akademische Gymnasium würde das Projekt viel Nutzen für die Wiener stiften, sagte Tojner im Ö1-"Morgenjournal" in einem seiner seltenen Interviews.
Er verwies auf die Bedürfnisse des Eislaufvereins und die Hoffnungen der Mitarbeiter des Interconti. „Und die Kinder im Akademischen Gymnasium haben keinen Turnsaal, und das seit 20 Jahren“, drückte der umtriebige Immobilien-Investor ein wenig auf die Tränendrüse.
Randbemerkung: Tojners Turnsaal-Ausführungen sind allerdings nicht ganz richtig, wie dem KURIER auf Anfrage beim Akademischen Gymnasium Dienstagfrüh bestätigt wurde. Es gebe nach wie vor zwei kleine Turnsäle für die Jugendlichen, hieß es aus der Schule am Beethovenplatz.
An einem zentralen Spannungsfeld zwischen Politik und Projektbetreiber ändert das natürlich nichts: Die Unesco droht der Stadt Wien mit dem Verlust des Status als Weltkulturerbe, sollte Tojner einen 66 Meter hohen Turm am Heumarkt hochziehen.
"Gesamtensemble"
Zuletzt hat die Wiener SPÖ sich daher eine zweijährige „Nachdenkpause“ verordnet, die türkis-blaue Bundesregierung ist sogar für einen Totalstopp des Bauprojekts. Tojner zur Frage, ob er auch ein kleineres – zum Beispiel 43 Meter hohes – Hochhaus akzeptieren würde, auf Ö1: „Es geht schon um architektonisches Gesamtensemble“, sagte Tojner. „Nur den Turm abzuschneiden ist keine architektonische Herangehensweise.“ Man müsste im Falle eines niedrigeren Turms das gesamte Projekt ändern, und das würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, denn man müsste „alles von null auf planen“.
Das bedeutet allerdings auch, dass Tojner nicht klar Nein zu einem abgespeckten Heumarkt-Projekt sagt. Wenn es eine „klare Ansage“ seitens der Politik gebe, „sind wir immer kompromissbereit“, meinte Tojner. Aber: „Es muss jetzt wirklich schnell gehen.“
Derzeit läuft außerdem ein Beschwerdeverfahren gegen Tojners Heumarkt-Pläne am Bundesverwaltungsgericht. Seine Immobilienfirma Wertinvest hält das Gericht allerdings nicht für zuständig. Die Wertinvest beantragte nun einen Lokalaugenschein, „um die tatsächliche Wahrnehmung des Projekts vor Ort zu ermöglichen“.
"Dinge, die andere nicht angehen würden"
Angesprochen auf seine sonstigen Streite, zum Beispiel um die B&C-Stiftung, die hinter österreichischen Industrieunternehmen wie Lenzing, Amag und Semperit steht, und zur Frage, ob er sich „nicht an Spielregeln halte“, sagte Tojner: „Nein, ich glaube, ich bin ein Unternehmer, der sich vielleicht Dinge traut, die andere nicht angehen würden. Ich habe beim Heumarkt ein Projekt begonnen, das schon zig Male probiert wurde. Ich bin auch überzeugt, dass die Heimholung der begünstigten und letztbegünstigten Rächer der B&C-Stiftung eine sehr gute Idee ist.“ Als Unternehmer müsse man sich jedenfalls etwas trauen.
Bürgermeister Michael Ludwig ( SPÖ) gibt sich in der Debatte um das Heumarkt-Hochhaus jedenfalls optimistisch, dass der Spagat zwischen Neugestaltung des Areals und Beibehaltung des Welterbe-Prädikats zu schaffen ist. Man werde daran arbeiten, dass Investor Michael Tojner einerseits ein "sinnvolles Projekt am Standort" entwickeln könne und andererseits das UNESCO-Weltkulturerbe für die City erhalten bleibe.
Ludwig glaubt an "gute Lösung"
Es sei zuversichtlich, "einvernehmlich eine gute Lösung" zu finden, sagte der Stadtchef am Dienstag am Rande der Bürgermeister-Pressekonferenz. Näher ins Detail gehen wollte Ludwig nicht. Fragen, ob man etwa über eine nochmalige Kürzung des umstrittenen 66-Meter-Turms verhandeln werde - die UNESCO verlangt seit eine Reduktion auf 43 Meter - oder wie eine Kompromisslösung ausschauen könnte, beantwortete der Bürgermeister nicht konkret. Er verwies allerdings darauf, dass Tojner für das Projekt über eine aufrechte Flächenwidmung samt Rechtsanspruch verfüge.
Bezüglich der gestrigen Drohung des Bundes, Wien eine - rechtlich nicht näher definierte - Weisung zu erteilen, sollte man das Vorhaben in seiner jetzigen Form nicht stoppen, zeigte sich Ludwig eher unbeeindruckt und sprach von einem "Wahlkampfthema" seitens ÖVP und FPÖ: "Von einer Weisung habe ich offiziell noch nichts erfahren. Ich werde jetzt einmal den freundlichen Brief beantworten." Gemeint ist jenes Schreiben, das Kulturminister und ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel an das Stadtoberhaupt geschickt hat und in dem er u.a. fordert, die Vorgaben des UNESCO-Denkmalbeirats ICOMOS umzusetzen. Die von Blümel gesetzte Deadline 8. April zur Beantwortung werde man einhalten, meinte der Bürgermeister.