Chronik/Wien

"Herzerlbaum" könnte ein Comeback feiern

Der Christkindlmarkt vor dem Rathausplatz heißt in diesem Jahr bekanntlich nicht mehr "Adventzauber" sondern "Weihnachtstraum" (passend zum "Eistraum", der ab Februar den Platz besiedelt). Den "Herzerlbaum" gibt es nicht mehr und auch keine Christkindlwerktstatt. Das sorgt für Unbehagen bei den Wienern – sogar eine "Rettet den Herzerlbaum-zurück"-Gruppe auf Facebook wurde gegründet. Mit prominenten Mitgliedern, etwa der Autorin Julya Rabinowich oder dem Philosophen Konrad Paul Liessmann.

Grund für die Umbenennung des Christkindlmarktes ist ein Streit zwischen der Stadt Wien und dem langjährigen Ausrichter des Marktes, der Firma Kreitner & Partner. Nach 30 Jahren Kooperation hat die Stadt den Vertrag gekündigt und ihre Tochterfirma, das Stadt Wien Marketing, mit der Ausrichtung des Marktes beauftragt.

Doch das gestaltet sich schwieriger, als gedacht. Denn auf die altbewährte Weihnachtsdekoration kann das Stadt Wien Marketing nicht zurückgreifen. Das 2500 große Lager der Wiener Wirtschaftsagentur im zweiten Bezirk ist praktisch leer – ausgeräumt vom ehemaligen Auftragnehmer Kreitner. Konkret fehlen: Vier LED-Lichterketten, vier große Kerzen für den überdimensionalen Adventkranz. 41 PVC-Herzen (das sind jene für den "Herzerlbaum"), 96 LED-Blätter, 100 LED-Christbaumkugeln, 16 Schmetterlingsengel (das waren jene in den Bäumen), eine Lichterkette mit 80 Geigen für den Baum und eine mit Packerln. "Wir haben nun einen Antrag auf Herausgabe gestellt", sagt Barbara Forsthuber vom Stadt Wien Marketing. Es handle sich um einen Streitwert von 120.000 Euro. Bei Neuanschaffung würden die Utensilien 350.000 Euro kosten.

Besitzanspruch

"Wir haben die Urheberrechte und auch die Besitzansprüche", sagt Clemens Kreitner. Das sei vertraglich geregelt. Ein Antrag auf Herausgabe des Materials sei bei ihm noch nicht eingetrudelt. Er kann das Vorgehen der Stadt nicht nachvollziehen. "Bis jetzt hat niemand mit uns gesprochen", sagt Kreitner. Dabei sei man kooperationswillig. Sogar den "Herzerlbaum" wolle man der Stadt wieder zur Verfügung stellen, und zwar gratis. "Aber, wenn sich endlich jemand mit uns an einen Tisch setzt", sagt Kreitner. Vor oder nach Weihnachten.