Chronik/Wien

Häupl buhlt um Stimmen im Flüchtlingsheim

Daschlogt’s euch bitte ned", so der freundliche, aber bestimmte Hinweis von Bürgermeister Michael Häupl, als sich am Mittwochmittag im Haus Liebhartstal eine Menschentraube immer dichter um ihn drängt. Von den rund 200 Flüchtlingen, die in dem Seniorenheim in der Thaliastraße in Häupls Heimatbezirk Ottakring untergebracht sind, wird er empfangen wie ein Popstar. Wie am Fließband posiert er für Selfies, schüttelt Hände, sammelt Kinderzeichnungen ein.

Im Wahlkampffinale ist sein Terminplan straff durchgetaktet. Nach eigenen Angaben hat er derzeit einen 16-Stunden-Tag. Zeit, sein flüchtlingsfreundliches Image zu pflegen, scheint er gefunden zu haben, obwohl ihn hier – abgesehen von den Helfern des Samariterbunds – am kommenden Sonntag niemand wählen kann.

Zwei Dinge, erhebt er seine Stimme im Getümmel, möchte er loswerden: "Wir wollen in Wien eine Willkommenskultur schaffen, dass Leute, die vor Terror und Krieg flüchten, hier gut aufgenommen werden." Und: "Danke an alle, die mithelfen."

Selfies vom Fließband

Die 16-jährige Atefa wühlt sich bis zum Wiener Bürgermeister durch und überreicht ihm eine Zeichnung. Diese zeigt eine Frau, die weinend vor einem Zaun liegt. Die Afghanin ist auf der Flucht von ihren Eltern getrennt worden. Sie ist eine von 63 unbegleiteten Minderjährigen, die im Haus Liebhartstal betreut werden. "Wer da kein Herz hat, dem kann ich beim besten Willen nicht helfen", sagt Häupl im Hinblick auf die vielen Kinder und jungen Frauen im Saal. "Von wegen, es kommen nur Männer." Ein Seitenhieb auf den FPÖ-Mitbewerber? Für politische Geplänkel hat Häupl jetzt keine Zeit. Eine kurzes Tischtennis-Spiel mit einem Flüchtlingsbuben und eine neuerliche Runde Selfies ist noch drin, dann verabschiedet sich das Stadtoberhaupt abrupt.

"Ich bete für Sie und ihre Zukunft", gibt ihm eine Frau mit auf den Weg. Häupl bedankt sich – Unterstützung aus jedweder Richtung scheint ihm willkommen.