Großkundgebung der Spitalsärzte
Von Josef Gebhard
Der Streit um das neue Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte gewinnt in Wien an Schärfe. Für Montagnachmittag lädt die Ärztekammer zu einer Großkundgebung ins MuseumsQuartier ein. Bis zu 700 Spitalsmediziner werden dabei erwartet. Die Patientenversorgung soll durch die Veranstaltung aber nicht beeinträchtigt werden, betont man seitens der Kammer.
Bei dem Treffen wollen die Ärzte die Situation in den Wiener Spitälern diskutieren, die seit der Verkürzung der durchschnittlichen Wochen-Arbeitszeit auf 48 Stunden sehr angespannt ist. Im AKH etwa mussten die OP-Kapazitäten bereits um 10 bis 15 Prozent zurückgefahren werden (der KURIER berichtete). Und wie in den Gemeindespitälern gibt es noch keine endgültige Lösung, wie die Gehaltseinbußen durch die Arbeitszeit-Verkürzung ausgeglichen werden sollen. Immerhin: In Sachen AKH kam zuletzt etwas Bewegung in die Verhandlungen.
Trotzdem werde die Stimmung unter den Ärzten von Tag zu Tag schlechter, schildert Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres die Lage. Spätestens im März rechnet er mit gröberen Versorgungsengpässen, weil derzeit noch viele Ärzte – gleichsam auf Kredit – länger als die vorgeschriebenen 48 Stunden arbeiten würden. Sollte nicht bald eine Lösung gefunden werden, könnte es auch zu Kampfmaßnahmen kommen.
Bei dem Treffen am Montag sollen die Vorstellungen der Ärzte über attraktivere Arbeitszeit-Modelle diskutiert werden. Gefordert wird auch eine Anhebung der Bezahlung auf ein international übliches Niveau. „Derzeit liegt das Einkommen der Wiener Spitalsärzte 30 Prozent unter jenem in Deutschland“, rechnet Szekeres vor. Das sei auch der Grund dafür, dass Österreich mittlerweile an einem massiven Jungärzte-Mangel leide. Auf Basis der Diskussion im MuseumsQuartier sollen ein Forderungskatalog und eine Resolution verabschiedet werden.
Gemeindespitäler
Angespannt ist die Situation nicht nur am AKH, sondern auch in den Wiener Gemeindespitälern. Zwar brachte eine Verhandlungsrunde in Sachen Arbeitszeit-Verkürzung am Freitag eine erste Annäherung, in vielen Punkten besteht aber noch wie vor keine Einigkeit: „Beim Gehalt liegen die Vorstellungen von der Dienstgeberin und uns als Arbeitnehmervertretung weit auseinander“, sagt Christian Meidlinger, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. „Auch was die Arbeitszeit betrifft, gibt es noch einiges zu klären. Uns ist wichtig, dass die Möglichkeit von 25-Stunden-Diensten weiterhin besteht.“