Chronik/Wien

Gesundheitspersonal demonstrierte in Wien für mehr Personal

In Wien haben am Mittwoch Vertreter der Gewerkschaften und der Ärztekammer für "mehr Menschlichkeit für das öffentliche Gesundheitssystem" demonstriert - wobei die zentrale Forderung lautete: mehr Personal. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden in der Coronapandemie derzeit an ihre Grenzen stoßen, wurde beklagt. Fehlende Kapazitäten würden sich nun ganz besonders auswirken.

Die Kundgebung am Stephansplatz unterschied sich deutlich von früheren Versammlungen etwa der Ärzteschaft. Zwar waren rund 300 Teilnehmer mit dabei, es handelte sich dabei aber um Pappfiguren. Sie trugen Aufschriften wie "Ich bin hier für mehr Pflegepersonal" oder "Ich bin hier für mehr Ärzte für unser Gesundheitssystem". Live waren nur die Redner am Podium zu Gast, deren Statements online übertragen wurden.

Gemeinsame Initiative

Die beteiligten Gewerkschaften und die Ärztekammer haben gemeinsam die Initiative "Von Beruf Mensch" gegründet, deren erklärtes Ziel es ist, für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten im Gesundheitssystem einzutreten. Versammelt sind darin Vertreter der Ärzteschaft und der Pflege genauso wie Mitglieder der Verwaltung, der Technik, der Versorgung oder auch der Ausbildung.

Man wolle mit der Kundgebung aufzeigen, was in allen Sparten in ganz Österreich derzeit geleistet werde, sagte Edgar Martin, Vorsitzender der Hauptgruppe II in der Gewerkschaft younion. Er warnte jedoch vor den Auswirkungen der langen Ausnahmesituation: "Langsam geht auch uns die Puste aus." Man wolle vom Heldenimage wegkommen. "Denn unsere Beschäftigten sind Menschen mit endenwollenden Ressourcen."

Krise hat Schwächen verdeutlicht

Die vergangenen Monate hätten gezeigt, wie wichtig ein gut funktionierendes Gesundheitssystem sei, konstatierte auch Wolfgang Weismüller, der Vizepräsident und Obmann der Kurie der angestellten Ärzte in der Wiener Ärztekammer. Die Krise habe aber auch verdeutlicht, wo die Schwächen des Systems liegen. "Wir waren schon vorher zu wenige", versicherte er. "Was wir brauchen, ist Zeit, Zeit, um uns unseren Patienten widmen zu können. Und dafür brauchen wir mehr Personal."

Reinhard Waldhör, der Vorsitzende der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft, hielt ebenfalls fest, dass das Gesundheitspersonal nicht "unverwundbar" wäre, sondern nun "mürbe" sei. Es gebe Abteilungen, in denen alle einmal positiv auf das Coronavirus getestet worden seien, berichtete er.

Man fordere für die Zukunft genügend Personal und müsse auch darüber nachdenken, den Ruhestand vorzuverlegen. In machen Bereichen sei es kaum möglich, bis 65 voll zu arbeiten, warnte er. Auch eine faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen seien nötig, um ein funktionierendes öffentliches Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten.