Gastro-Gutscheine: Erste Beschwerden über aufgebrochene Briefkästen
950.000 der langerwarteten Gastro-Gutscheine werden seit vergangenem Freitag an Wiener Haushalte verschickt. In den kommenden Tagen werden sie alle in den Postkästen landen. Die Gutscheine können in 2.000 Wirts- und Kaffeehäusern eingelöst werden. Single-Haushalte bekommen 25 Euro Guthaben, Mehrpersonen-Haushalte 50 Euro..
Bei diesen nicht unerheblichen Summen hat es nicht lange gedauert, bis die Ersten auf die Idee gekommen sind, fremde Gutscheine aus Briefkästen zu fischen oder diese gar gewaltsam aufzubrechen. Sowohl Bilder auf Facebook als auch auf Twitter belegen das mittlerweile.
Die Gutschein-Diebe sorgen nicht nur für Unverständnis bei Bewohnern, sondern auch bei Wirten: Auf Facebook findet etwa der Schwaigerwirt aus Wien-Floridsdorf deutliche Worte und spricht von „Volltrotteln, die anderen sogar das Essen neidig sind“.
In dem Traditionsgasthaus ist der Ärger wohl auch deshalb groß, weil die Aktion gut ankommt. „Allein am Mittwoch haben bis zum Mittagessen neun Gäste mit Gutschein bezahlt“, erzählt Kellnerin des Wirtshauses. Die Menschen würden sich freuen und groß essen gehen, da es auf die Gutscheine kein Retourgeld gebe.
950.000 Haushalte
bekommen den Gastrogutschein mit der Post zugestellt
25 bis 50 Euro
bekommt jeder Haushalt – je nachdem, ob es sich um einen Single- oder Mehrpersonenhaushalt handelt
40 Millionen Euro
fließen laut Wirtschaftskammer damit direkt in die Wiener Gastro- und Kaffeehausbranche
2.000 Gastronomiebetriebe
sind bereits bei der Aktion dabei und es werden laut Stadt laufend mehr
200 Betriebe im 1. Bezirk
und damit Wien-weit die mit Abstand meisten beteiligen sich an der Aktion. In den Außenbezirken nehmen derzeit noch tendenziell weniger Gasthäuser teil
Dass nun einige nicht in diesen Genuss kommen, weil ihnen ihre Gutscheine gestohlen wurden, sorgt naturgemäß für Aufregung. Diese ist besonders in den sozialen Medien zu spüren, wo eine Nutzerin postete: „Die Gutscheine sind angekommen, aber nicht bei allen.“ Unter dem Kommentar war das Bild eines aufgebrochenen Briefkastens zu sehen. Andere Nutzer meinten, dass das zu erwarten gewesen sei, wenn angekündigt werde, dass „quasi Bargeld mit der Post komme“. Viele hätten deshalb eine Zusendung via eMail für sinnvoller gehalten.
Wenig überrascht zeigte man sich auch bei der Polizei, wenngleich betont wurde, dass bisher noch keine konkreten Einbrüche bekannt seien. Sobald das der Fall sei, werde man diesen aber natürlich nachgehen.
Stadt reagiert
Da auch an die Stadt Wien mittlerweile erste Fälle herangetragen wurden, kündigt man dort eine Lösung an. Betroffene können den Diebstahl laut eines Sprechers von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) per Kontaktformular unter wienergastrogutschein.at melden. Der gestohlene Gutschein bzw. die darauf vorhandene Nummer wird dann gesperrt und ein neuer ausgestellt. Das werde allerdings erst in einigen Tagen möglich sein, da die Gutscheine noch bis voraussichtlich Freitag zugestellt werden. Es können dann also auch Gutscheine eingefordert werden, die am Postweg verloren gingen.
Die Gutscheine waren darüber hinaus am Dienstag Thema im Gemeinderat, da diese noch – obwohl die Verteilung bereits begonnen hat – nachträglich abgesegnet werden mussten. Und auch sonst bleiben sie ein Politikum, denn nun sorgt ein Foto von Bürgermeister Michael Ludwig auf den Gutscheinen für neuen Ärger.
Auf dem Online-Marktplatz willhaben.at freuen sich Käufer und Verkäufer hingegen über die Gutscheine. Um 20 bis 30 Euro kann man dort Gutscheine im Wert von 50 Euro erstehen. Manche Wiener verschenken ihre sogar. Die Gutscheine können übrigens auch bei karitativen Organisationen wie Caritas, Diakonie oder Volkshilfe gespendet werden.