Chronik/Wien

Gas- und andere Gebrechen

Ob Warmwasser oder Heizung – der Energieträger Gas ist in den meisten Wiener Wohnungen überlebenswichtig. Um so schlimmer ist die Entdeckung des Kontrollamtes, dass Gasanlagen in städtischen Wohnhäusern keiner sicherheitstechnischen Überprüfung unterzogen werden.

Kontrolliert – so die Kritik der Prüfer – werde nur, wenn Gebrechen oder Gasgeruch gemeldet werden. Im Gasgesetz vorgeschriebene Überprüfungen nach dem Stand der Technik – um eine Gefährdung der Gesundheit der Menschen zu verhindern – war bisher von Wiener Wohnen ignoriert worden.

"Das entspricht genau unseren Erfahrungen", erklärt Mietervertreter Gerhard Kuchta und schildert seine vergeblichen Versuche im Callcenter von Wiener Wohnen Hilfe zu bekommen. Wenn etwa Wassergebrechen Elektro-Schaltkästen unter Wasser gesetzt haben und Gefahr im Verzug war: Der Rückruf kam oft erst Tage später. Kuchta: "Und wir werden dann sogar noch als Querulanten hingestellt."

Ungereimtheiten

Die Berichte des Kontrollamtes bestätigen nun freilich derartige Vorwürfe im Detail: So hätten Mietzins-Anfragen ganze vier Tage gedauert, die Beschwerde über einen Wasserschaden sogar acht Tage. Auf einen Heizungsausfall bei bitterer Kälte im November hat man erst nach vier Tagen reagiert.
Ein Kritiker des Call-Centers, VP-Gemeinderat Norbert Walter: "Das gehört abgeschafft. Man soll die Mieter in die Hausverwaltungen verbinden und dort die Hilfe organisieren."
Der erst vor drei Monaten neu bestellte Direktor von Wiener Wohnen, Josef Neumayer: "Für uns ist die Kontrollamtskritik ein wertvoller Beitrag. Wir müssen auch das Kundenmanagement auf neue Beine stellen."

Die Prüfer haben aber auch noch eine Reihe anderer Ungereimtheiten gefunden. Etwa ein Buchhaltungschaos der Sonderklasse sowie zahlreiche "nicht nachvollziehbare Aufwendungen" in beträchtlicher Höhe. Dafür sind in Töchterfirmen wie der Kundenservice GmbH im vergangenen Jahr die Chefgehälter um stolze acht Prozent gestiegen.

Kontrollore schauen Baupolizei auf die Finger

Das Bild von einem magistratsinternen "Sauhaufen" wird durch einen Bericht über die Baupolizei abgerundet: Wie ein roter Faden ziehen sich Problemfälle durch die Prüfung: Da werden Bauvorhaben im Wald- und Wiesengürtel genehmigt oder illegale Betriebsstätten in Weingärten geduldet. Der Schluss, den die Kontrollore ziehen: Die Baupolizei sei "bauherrenfreundlich". Was dabei besonders aufgefallen ist: Die Strafen, welche von der Baupolizei verhängt werden, bewegen sich meist nur in geringen Höhen. Offenbar werden diese von potenziellen Bausündern bereits einkalkuliert. Dass von den beantragten Ersatzvornahmen bei Bausünden zuletzt 900 Verfahren einfach unerledigt geblieben sind, komplettiert die Beurteilung der peniblen Prüfer.

Ein besonderes Schmankerl: Der Bau- und Erhaltungszustand der städtischen Amtshäuser in der Wipplingerstraße (Altes Rathaus), in der Karmelitergasse und Schönbrunner Straße lasse zu wünschen übrig. Wie man feststellte, liegen erhebliche bau- und brandschutztechnische Mängel vor. Dass die Anlagen nicht barrierefrei und daher für Behinderte nicht zu nutzen sind, komme noch hinzu.