Chronik/Wien

„Wien hätte gute Chancen bei Olympiabewerbung“

Heinz Palme (54) ist einer der wenigen Österreicher, die internationale Erfahrungen mit Großereignissen haben. 2006 war Palme Chef des Organisationskomitees bei der Fußball-WM in Deutschland. Bei der Heim-EURO 2008 war der Steirer dann Chefkoordinator der Österreichischen Bundesregierung, bei der Fußball-WM in Südafrika 2010 war er als Berater tätig.

Derzeit ist Palme Business Development Director beim International Centre for Sport Security (ICSS) in Doha, Katar, und arbeitet unter anderem an der Fußball-WM in Katar 2020. Der KURIER erreichte den Manager in Doha am Telefon.

KURIER: Herr Palme, welche Chancen hätte Wien bei einer Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele?

Heinz Palme: Sehr gute Chancen. Wien hat weltweit einen sehr guten Ruf, die Stadt ist traumhaft schön, steht für Kultur und ist sehr sicher. Auch der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut. Negative Begleiterscheinungen fehlen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Wenn man die Veranstalter der letzten Olympischen Spiele betrachtet, so waren das große Metropolen, wie Peking oder London. Ist die geringe Größe nicht ein Nachteil für Wien?

Nein, mittlerweile ist das eher ein Vorteil. Je kleiner und abgeschlossener es ist, desto eher ist möglich, Neues zu entwickeln. In London hat man ein ganzes Stadtviertel neu entwickelt, auch Barcelona ist ein perfektes Beispiel für die Nachnutzung.

Viele Menschen sind skeptisch und glauben, dass Wien gar nicht in der Lage ist, so ein großes Event zu organisieren.

Ein Sportstadtrat alleine wird das nicht schaffen, das ist klar. Da muss man natürlich Profis an Bord holen, die wissen wie es funktioniert. Es gibt weltweit Experten, die große Erfahrung mit internationalen Veranstaltungen haben. Viele von ihnen wechseln ja auch von einem Event zum nächsten.

Kann Wien durch die EURO 2008 auch auf das damals erworbene Know-how aufbauen?

Die Stadt hat einen tollen Job gemacht, mit der EURO lässt sich Olympia aber nur schwer vergleichen. Olympia ist die EURO zum Quadrat. Daher muss man sehr seriös planen. Und viel Zeit bleibt nicht, 2028 steht eigentlich schon vor der Tür, da derartige Projekte eine lange Vorlaufzeit machen.

Ein Kritikpunkt ist, dass wir viele Sportstätten hätten, die nach den Spielen niemand nutzt.

Einerseits müssen viele Sportstätten in Wien sowieso erneuert oder errichtet werden, etwa ein Schwimmsportzentrum. Andererseits kann man heute vieles mit hoher Qualität auch temporär bauen. In London wurde das Basketballstadion für 12.000 Besucher temporär errichtetet. Nach den Spielen wird es abgebaut und an eine andere Stadt verkauft.

Ein olympisches Dorf kann man nicht so einfach abbauen ...

Die Stadt wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Neue Infrastruktur wird also gebraucht. Das war ja der Wahnsinn damals bei der EXPO. Die kam nicht, die Donau-City, Wohnungen und die Infrastruktur mussten trotzdem gebaut werden. Es ist daher wichtig, den Menschen die Ängste zu nehmen. So ein Event ist groß. Alles was groß ist, macht erst einmal Angst.

Ist es daher richtig, die Wiener dazu zu befragen?

Ich würde nicht nur in Wien die Bevölkerung befragen, sondern europaweit, um auch die Menschen von Außen für Wien zu begeistern.