Frauen in der Führung: Nur 11 Prozent der Polizei Top-Jobs sind weiblich
Von Anja Kröll
Keine einzige Sektionschefin im Innenministerium, keine Direktorin, gerade einmal eine Landespolizeidirektorin für ganz Österreich.
Das ist die ernüchternde Bilanz, die am Montag nach eineinhalb Jahren des Projekts „Arbeitsgruppe Frauenförderung“ gezogen wurde. In Auftrag wurde es im Sommer 2022 von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gegeben.
Die Leitung übernahm Michaela Kohlweiß, angesprochene einzige Landespolizeidirektorin in Österreich und Kärntens oberste Polizistin. Eine, die aus eigener Erfahrung weiß, woran es liegen könnte.
Am Montag wurden nun die ersten Zwischenergebnisse der Arbeitsgruppe im Innenministerium präsentiert.
25 Prozent Chefinnen bis 2030
"Der Auftrag vor eineinhalb Jahren war klar, mehr weibliche Führungskräfte zu bekommen. Und es ist notwendig, an diesem Projekt weiterzuarbeiten", erklärte Karner, der das Projekt noch lange nicht als abgeschlossen sieht. Denn bis 2030 hat man es sich zum Ziel gesetzt, den Anteil an weiblichen Führungskräften von aktuell gerade einmal 11 Prozent auf 25 Prozent zu erhöhen.
Zur Erinnerung: Erst seit dem Jahr 1991 sind Frauen im Polizeidienst ihren männlichen Kollegen gleich gestellt. Mit Stichtag 1. Jänner 2023 waren 24 Prozent der insgesamt 32.000 Polizisten im Land weiblich.
"Wir haben zwar immer mehr Polizistinnen im täglichen Dienst, aber nicht in Führungspositionen", betonte Karner die Problematik. In Zahlen bedeutet dies: Von insgesamt 900 Kommandanten einer Polizeiinspektion in Österreich sind gerade einmal 46 Frauen. Nur 6 der insgesamt 90 Bezirks- und Stadtkommanden haben Chefinnen.
Eigenes Referat für Frauenbelange
Dem will man im Innenministerium nun mit einem eigenen Referat für Frauenbelange entgegenwirken. Ebenso soll es Mentoringprogramme und Bestellungskommissionen mit entsprechendem weiblichen Anteil geben.
Bleibt die Frage: Warum wollen Frauen in der Polizei nicht führen? Eine Antwort darauf gab am Montag Projektleiterin und Landespolizeidirektorin Kohlweiß. "Wir haben viele Mitarbeiter befragt und die Gründe finden sich nach wie vor in konservativen Hintergründen", erklärte die Kärntnerin.
Vor allem würde es Frauen Angst machen, dass sie durch ihre Führungsrolle in eine Art Auslage gestellt werden würden, in der sie ständig unter Beobachtung seien. Weiter genannte Gründe: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Kinderbetreuung und mangelndes Selbstvertrauen.
"Wir müssen bei Frauen in Führungspositionen besser werden. Auch, weil Frauen in Führungspositionen Unternehmen erfolgreicher machen", unterstrich Kohlweiß.