Chronik/Wien

Fluglärm: Liesinger wollen Flugroute nach NÖ verlegen

Viel Geduld hat man in Liesing nicht mehr. Um die Fluglärm- und Feinstaub-Belastung zu reduzieren, fordern SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne unisono von der Stadt, die Verlegung der seit 2004 über den Bezirk führenden Flugroute „mit Nachdruck“ voranzutreiben. Nach Meinung der VP am besten nach Süden – sprich: Richtung Perchtoldsdorf.

„Dort wären auf einen Schlag halb so viele Menschen betroffen, wie in Liesing“, argumentiert VP-Klubobmann Ernst Paleta – und pocht dabei auf eine Novelle des Luftfahrtgesetzes. „Die schreibt vor, dass Flugrouten so zu wählen sind, dass es möglichst wenig Betroffene gibt. Das dürfte sich bei den verantwortlichen Politikern noch nicht herumgesprochen haben.“

Die Stadt hat beim Luftverkehr allerdings „keine Behördenstellung und damit auch keine direkte Eingriffsmöglichkeit“, teilt SP-Stadträtin Ulli Sima den Liesingern mit. Für die Verteilung des Flugverkehrs ist die Austro Control (ACG) zuständig. Im Dialogforum, wo über etwaige neue Flugrouten entschieden wird, herrscht zudem das Einstimmigkeitsprinzip.

Kommt Borealis-Route?

Genau das führt die Bezeichnung „Dialog“-Forum für Liesings SP-Bezirksvorsteher Gerald Bischof zuweilen ad absurdum. Denn der sehnt die „Borealis-Route“ herbei – die bis dato am strikten Widerstand der Niederösterreicher scheiterte. Wie berichtet, sollen kleine bis mittelgroße Maschinen nach dem Abheben vom Flughafen Schwechat eine scharfe Rechtskurve fliegen, um Liesing, Hietzing, Penzing und Favoriten zu entlasten. Da die Flugroute aber östlich am Chemiekonzern Borealis und an der OMV-Raffinerie vorbeiführen würde, wird sie auf nö. Seite abgelehnt.

Wenn die Nachbarn „in den nächsten Monaten“ nicht doch noch zustimmen, sieht Bischof die ACG gefordert, die Parteien im Dialogforum zu überstimmen.
Ebendort ist allerdings noch gar nicht geklärt, ob die Borealis-Route überhaupt den gewünschten Effekt erzielt, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Hesina. Mit einer Einschätzung rechnet er frühestens im Herbst. Im Dialogforum hätten zurzeit die Messungen zur Vorbereitung des Gekurvten Anflugs (Curved Approach) Vorrang.

FPÖ ortet grünes Totalversagen

In der aktuellen Diskussion melden sich auch die Freiheitlichen zu Wort. „Die Grünen haben alle Versprechen hinsichtlich Fluglärmbekämpfung aus Oppositionszeiten gebrochen, die vergangenen fünf Jahre waren für die über 300.000 Fluglärmgeschädigten verlorene Jahre“, kritisiert FPÖ-Fluglärmsprecher Toni Mahdalik. Weder die Gesundheitsstudie, noch der gekurvte Anflug und schon gar nicht die Rücknahme der Flugroute über dem 23. Bezirk seien auch nur ansatzweise Realität geworden.