Chronik/Wien

Flughafen Wien rüstet auf: Gesichtserkennung ist fix

"Der Flughafen Wien-Schwechat ist eine Festung", sagt Airport-Vorstand Günter Ofner. Doch damit ist es noch lange nicht getan, zusätzlich rund 100 Millionen Euro werden derzeit für eine umfangreiche Aufrüstung der Sicherheit ausgegeben, die Einreisekontrollen werden verschärft.

Bald müssen alle Reisenden, die von außerhalb des Schengenraums kommen, durch eine biometrische Gesichtserkennung. Jeder Fluggast aus Ländern wie den USA, Ägypten oder der Türkei muss dafür zunächst seinen Reisepass einscannen (natürlich auch Österreicher). Danach darf der Passagier durch einen Schranken in einen Bereich, wo das Gesicht vermessen und abgeglichen wird. Fällt die Person durch, wird sie durch einen Polizisten abgeholt und noch einmal kontrolliert. Der Aufbau des Systems beginnt im Oktober, fertiggestellt werden soll es bis zum März 2018. "Effektiver und schneller", nennt es Innenminister Wolfgang Sobotka (siehe Interview am Ende).

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Die neuen Regeln sind die Folge der Terroranschläge in Europa. Mit besserer Erfassung der Reisenden sollen Dschihadisten abgefangen werden. Die EU-Innenminister disktutieren derzeit noch weitere Verschärfungen, so sind Handvenenscans ein Thema. Bis zu einer Einführung dieser Maßnahme dürfte es aber noch dauern.

Neues System geplant

Zuvor soll noch das "Entry-Exit-System" gestartet werden, dabei wird der genaue Ein- und Ausreiseort gespeichert. So lässt sich rasch klären, wer zu lange in Europa ist oder wo jemand eingereist ist, wenn er etwa per Haftbefehl gesucht wird.

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Ein weiteres mittelfristiges Projekt dürfte eine automatisierte Gesichtserkennung bei Kameraaufnahmen sein, wie es sich zuletzt ein ranghoher Vertreter des Innenministeriums im KURIER-Gespräch gewünscht hatte. Damit soll etwa beim Flughafen geschaut werden können, wer einen herrenlosen Koffer deponiert hat.

2000 Sicherheitsleute

Der Innenminister inspizierte diese Woche gemeinsam mit Günter Ofner die aktuellen Sicherheitsmaßnahmen am Airport. Aktuell sind etwa 2000 Menschen am Flughafen für die Sicherheit verantwortlich, darunter 500 Polizisten. Auch ein eigener 50-köpfiger Trupp aus vor allem ehemaligen Polizisten und Militärs ist fliegend im Einsatz. "Rund 150 bis 200 Millionen Euro werden jährlich für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben, das ist ein Viertel unseres Budgets", betont Ofner.

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Im Sommer kommen 90.000 Passagiere pro Tag in Schwechat an oder fliegen ab. Immerhin 25.000 Messer pro Jahr werden dabei abgenommen. Sonderbehandlung gibt es nicht einmal für den Innenminister, wie dieser erzählte. Taschenmesser und Zahnpastatuben musste auch er schon abgeben, berichtete Sobotka.
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16 Spürhunde sind aktuell am Airport im Einsatz – ausgebildet auf Drogen, Bargeld oder Sprengstoff. Aktueller Star ist Spaniel "Murphy", der Laptops und iPads nach explosionsfähigen Materialen untersucht. Macht "Murphy" Platz, ist das jedenfalls kein gutes Zeichen. Denn dann muss der Bereich gesperrt werden.

Sprengstoff-Alarm

Rund 450-mal gibt es Hallensperren pro Jahr, wegen herrenloser Koffer oder Sprengstoffalarm in Gepäcksstücken. Fast immer kann nach 20 Minuten Entwarnung gegeben werden. Neu ist auch ein eigenes Sprengstoffanalysegerät mit dem Flaschen mit Flüssigkeiten untersucht werden können, ohne diese zu öffnen. In nicht einmal einer Sekunde wird dabei angezeigt, ob es grünes Licht gibt oder die rote Warnung aufscheint. Bei rotem Licht ist die Reise vorerst zu Ende.

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KURIER: Warum werden automatisierte biometrische Gesichts-Kontrollen am Flughafen Schwechat eingerichtet?

Wolfgang Sobotka:Ab Oktober werden die ersten Checkpoints, sogenannte E-Gates, aufgebaut. Diese sollen für einen effektiveren und schnelleren Grenzkontrollprozess sorgen. Die Gesichtsfelderkennung die Sie ansprechen, stellt sicher, dass Passinhaber und Passbild auch übereinstimmen. Diese Systeme gibt es schon jetzt im Schengenraum, etwa in Frankfurt. Bei uns sollen sie ab Dezember erstmals funktionstüchtig sein.

Es passiert also gerade einiges am Flughafen Schwechat...

Der Flughafen Wien-Schwechat ist einer der sichersten der Welt, das ist im Grunde ein Hochsicherheitsbereich. Anzahl und Geschwindigkeit der Kontrollen suchen hier sicherlich ihresgleichen. Die Sicherheitszentrale in Schwechat ist demensprechend mit Überwachungsbildern ausgestattet. Von der Technologie her wäre man heute schon in der Lage Kriminelle mithilfe von Gesichtsfelderkennung in einer Menschenmasse zu finden.

Das Sicherheitspaket ist gerade in der Begutachtung und Sie denken schon an weitere Überwachungsmaßnahmen?

Sicherheitsmaßnahmen sind immer auch einem Wandel unterworfen. Da geht es potenzielle Bedrohungen und technologische Möglichkeiten. Langfristig werden sich sicherlich Technologien wie Venenscan und Gesichtsfelderkennung durchsetzen. Das sind aber Fragen, die europaweit zu lösen sind, sonst hätte das keinen Sinn. Der nächste Schritt jetzt ist das Entry-Exit-System, das derzeit auf EU-Ebene verhandelt wird. Damit kann die zulässige Aufenthaltsdauer geprüft werden und wir sehen, wann jemand in den Dschihad reist und vor allem wann er wieder zu uns zurückkommt. Je elektronischer so eine Kontrolle abläuft, desto leichter wird es für uns.

Da ist noch viel geplant?

Sicherheitskontrollen sind ein zentrales Thema. In der Zukunft brauchen wir solche Kontrollen für alle Einreisen in den Schengenraum. Bei Schiffen gibt es gute Systeme. Bei Bahn- oder Busreisen kommt man noch weitgehend ohne Kontrollen nach Europa. Das sind sicherlich Fragen, die man lösen muss.