Finale mit Panne: Schlussstein auf der "Mahü" ist verlegt
Per Vakuumsauger sollte am Freitag symbolträchtig der letzte Stein ins neue Pflaster der verkehrsberuhigten Mariahilfer Straße bugsiert werden. Allerdings fehlte es an Haftung, der Stein fiel und brach. Erst im zweiten Versuch gelang es der versammelten Politikerschar, die "Mahü" endgültig zu beschließen. Dennoch zeigte sich vor allem Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hörbar erleichtert.
Der notwendige zweite Anlauf kann durchaus als symptomatisch für die Geschichte der neuen Wiener Mariahilfer Straße gesehen werden: Waren doch nach der ersten Vorstellung des Projekts viele - darunter vor allem Wirtschaft und Opposition - gegen die Umwandlung der Einkaufsmeile in eine Begegnungs- und Fußgängerzone. Auch der Koalitionspartner SPÖ stürzte sich nicht gleich mit vollem Elan in die Mahü-Neugestaltung. Erst das knappe positive Votum der Anrainer in den Bezirken Mariahilf und Neubau besiegelte die neue Mariahilfer Straße.
"Das eine oder andere graue Haar, das in den vergangenen zwei Jahren dazu gekommen ist, hat sicher mit der Mahü zu tun"
"Es ist ein gelungenes Projekt, das mich sehr glücklich macht", sagte Vassilakou. Die Mahü sei aber auch "Lernerfolg" gewesen. Denn jetzt wisse man, wie man zukünftige Projekte dieser Größenordnung angehen werde. Rückblickend wäre es etwa sinnvoll gewesen, einen kleinen Abschnitt der Einkaufsmeile gleich neu zu gestalten, um ein konkreten Anschauungsobjekt als Entscheidungsgrundlage zu haben. Die Mahü soll jedenfalls nicht die letzte Tat sein: "Es gibt viele Wünsche auf Bezirksebene nach Neugestaltungen", meinte Vassilakou.
Ziel sei es, die Lebensqualität in jedem Bezirk durch Verkehrsberuhigung und mehr Grünflächen zu verbessern. Die Mariahilfer Straße sei aufgrund der Dimensionen aber sicherlich das größte Projekt der vergangenen und nächsten Jahre gewesen, meinte die Stadträtin.
Bilder der Mahü Neu:
Eröffnungsfest am Samstag
Dafür wird die komplette Mariahilfer Straße für den Verkehr gesperrt, auch der 13A muss noch einmal ausweichen und wird am Samstag geteilt geführt. Der Bus fährt zwischen Alser Straße/Skodagasse und Neubaugasse/Westbahnstraße sowie zwischen Hauptbahnhof und Neubaugasse (U3), wie die Wiener Linien mitteilten.
ÖAMTC: "Zu früh für Jubelmeldungen"
Aber nicht alle zeigten sich heute rundum zufrieden: Es sei zu früh für Jubelmeldungen, befand etwa der Autofahrerclub ÖAMTC. "Weder die Abläufe auf der neuen Begegnungsfläche noch die Auswirkungen auf die Umgebung können zu diesem Zeitpunkt seriös bewertet werden", so Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC per Aussendung. Eine Übertragung auf andere Bezirke sei zu diesem Zeitpunkt daher nicht sinnvoll. (Zum Artikel "Verkehrsbelastung rund um Mahü zum Teil höher als früher")
Der Umbau der Mariahilfer Straße startete am 19. Mai 2014, in zwei Bauabschnitten wurde die Einkaufsmeile stückchenweise zu 432 Meter Fußgänger- bzw. 1.198 Meter Begegnungszone umgestaltet. Auf der neu gestalteten Mahü finden sich nach Zählung der zuständigen Magistratsabteilung 87 Sitzgelegenheiten, vier Wassertische, 27 Baumgärten und sechs Lounges. Zudem gibt es kostenloses W-LAN. Insgesamt wurden 348.915 Granit- bzw. Betonpflasterplatten verlegt, zu Spitzenzeiten waren bis zu 100 Arbeiter auf der Baustelle unterwegs.
Herbst 2010: Die Errichtung der Fußgängerzone wird im rot-grünen Regierungsprogramm festgelegt.
Oktober 2012: Nach Dialogveranstaltungen, bei denen Bürger ihre Ideen einbringen können, und einer Detailplanung wird das Konzept präsentiert. Es sieht eine Fußgänger- und zwei Begegnungszonen vor. Von Anrainern, Opposition und Wirtschaftskammer kommt massive Kritik an der Verkehrsplanung auf der MaHü selbst und in den Seitengassen.
Februar 2013: Anrainer sprechen sich in einer Befragung für verkehrsberuhigte Querungen aus.
16. August 2013: Der Testbetrieb beginnt. Nach Sicherheitsbedenken und Protesten der Busfahrer muss die Linienführung des 13A mehrmals geändert werden. Anrainer protestieren gegen die neue Route.
7. März 2014: In einer Bürgerbefragung spricht sich eine denkbar knappe Mehrheit von 53,2 Prozent der Anrainer für die Verkehrsberuhigung aus.
19. Mai 2014: Start der Bauarbeiten zur endgültigen Umgestaltung.
14. November 2014: Die erste Bauphase ist abgeschlossen. Zwei Drittel der „MaHü neu“ sind somit fertiggestellt.
31. Juli 2015: Mit der Schlussstein-Legung ist auch der restliche Abschnitt fertig.