Fall Bakary J.: Lehrstunde für Polizeischüler im Kino
Von Josef Gebhard
Sprich deine letzten Gebete“, raunt der Wega-Beamte dem am Boden kauernden, blutverschmierten Afrikaner ins Ohr. Der Polizist zieht seine Dienstpistole, zielt auf den Nacken des wimmernden Mannes. Und drückt ab. Es klickt – die Waffe war nicht durchgeladen.
Das ist wohl eine der erschütterndsten Szenen von „Void“. In dem 30-minütigen Kurzfilm hat Regisseur Stefan Lukacs das Schicksal des Schubhäftlings Bakary J. verarbeitet. Er war 2006 nach einer gescheiterten Abschiebung von Wiener Polizisten in einer Lagerhalle schwerst misshandelt worden.
Schock
Künftig sollen alle angehenden Polizisten den Film in ihrer Ausbildung sehen. Ein Beitrag dazu, derartige rassistisch motivierte Gewaltexzesse in Zukunft zu verhindern. „Es geht auch darum, schädlichen Gruppendruck aufzuzeigen und zu diskutieren“, sagt Thomas Schlesinger, Leiter der Polizei-Grundausbildung.
„An der richtigen Stelle Nein zu sagen, ist das sicherste Werkzeug, damit es nicht zu Menschenrechtsverletzungen kommt“, gibt Heinz Patzelt von Amnesty International den Polizeischülern mit auf den Weg. Auch wenn man sich damit Ärger und Unannehmlichkeiten durch Kollegen einhandelt: „Dieses Nein muss man im Köcher behalten – genauso wie die Dienstwaffe und den Pfefferspray.“
Nach einer gescheiterten Abschiebung wurde der Gambier Bakary J. im April 2006 von WEGA-Beamten misshandelt. Die Beamten fassten nur geringe, unbedingte Haftstrafen aus. Es dauerte sechs Jahre, bis sie endgültig entlassen wurden. 2012 entschuldigte sich das Ministerium beim Opfer, das bald Schadenersatz erhalten wird.
Der FilmDer 30-minütige Film Void („Leere“) wurde im Vorjahr gedreht. Regisseur Stefan Lukacs stützte sich dabei auf Interviews sowie auf Akten aus dem Fall.