Chronik/Wien

Ex-Freundin die Kehle durchgeschnitten

Der 29-jährige gebürtige Rumäne war nie im Krieg, hat keine Kampfausbildung, sein Umfeld kannte ihn als ruhigen, friedvollen Menschen. Er lebte seit 2006 in Österreich und arbeitete als Reinigungskraft im Tiergarten Schönbrunn. Mit seiner Freundin Oana stritt er zwar manchmal um einen gemeinsamen Wohnsitz (er hatte einen Mitbewohner, sie wollte dort nicht bleiben), aber es gab kaum ein lautes Wort, geschweige denn Gewalt.

Bis zur Wirbelsäule

Am 24. Juli 2013 trat Stefan Constantin in seiner Wohnung in Wien-Hernals mit einem Küchenmesser von hinten an die 26-Jährige heran, umfasste mit der linken Hand ihr Kinn, drückte ihr den Kopf zurück und schnitt ihr mit der rechten Hand den Hals bis zur Wirbelsäule durch. Der Mordprozess im Wiener Landesgericht dreht sich um die Frage: Warum?

„Ich konnte nicht ohne sie leben.“ Oana hatte kurz zuvor – wieder einmal – erklärt, dass es besser sei, sich zu trennen. „Ich wollte sie nicht umbringen“, sagt Constantin noch, doch hält ihm Richterin Sonja Weis entgegen: „Sie haben ihr fast den Schädel abgetrennt, das überlebt man nicht.“
Und noch einmal die Frage: „Warum? Sie hat doch vorher schon 27-mal gesagt, dass sie nicht hier wohnen will und sich von Ihnen trennt.“ Aber diesmal soll sie dazu gesagt haben, dass sie ihn nicht mehr sehen wolle. „Das hat mich verletzt, ich habe gelitten.“

Der beisitzende Richter möchte wissen, weshalb Constantin zu dieser „grausamen salifistischen Tötungsart“ gegriffen hat. Der Angeklagte weiß es nicht. „Aber das war ja zielgerichtet, nicht spontan: Am Kinn nehmen, Kopf abtrennen, wie eine Hinrichtung.“

Die Richterin ergänzt: „Das ist nicht die klassische Tötung im Rahmen einer Beziehungstat.“ Laut Gerichtsmediziner muss der Schnitt „entschlossen, zügig und rasch“ vollzogen worden sein. Und mit einer gewissen Gewaltanwendung. Der Tod trat laut Gutachter nach weniger als einer Minute ein.

Constantin sagt, er habe „damals nicht gedacht, was ich da mache. Oana ist in meinen Armen gestorben.“ Er legte sie aufs Bett, legte sich daneben, schnitt sich die Pulsadern auf, wartete eine halbe Stunde vergebens auf den Tod. Dann ging er barfuß und blutüberströmt zum nächsten Wachzimmer.
Zum Affekt passt nicht ganz, dass er im Vorfeld seinen Mitbewohner angerufen und gefragt hat, wann dieser nach Hause komme. Wollte Constantin bei der Tat ungestört sein?

Impulsdurchbruch

Verteidiger Rudolf Mayer meint, sein Mandant erscheine nach außen immer ruhig, könne mit Konflikten nicht umgehen, fresse alles in sich hinein, bis es zu dem kommt, das Psychiater Heinz Pfolz „Impulsdurchbruch“ nennt.
Die Tat sei nicht entschuldbar, aber weniger verwerflich als ein Mord aus reiner Habgier.

Oana P. stammte wie der Angeklagte aus Rumänien. In Wien arbeitete sie sich von einer Putzfrau zur Hotelrezeptionistin hoch und unterstützte ihre Mutter und ihren Bruder finanziell. Beide fordern vom Angeklagten je 20.000 Euro Trauerschmerzensgeld, Constantin anerkennt die Summe.
Das Urteil: 20 Jahre Haft, nicht rechtskräftig.