Erster selbstfahrender Bus nimmt den Betrieb auf
Von Bernhard Ichner
Ein Hauch von Science Fiction weht bald durch die Seestadt Aspern. Ab dem Frühjahr 2019 kommt dort auf einer 2,2 Kilometer langen Strecke der erste selbstfahrende Elektrobus zum Einsatz. Bis Sommer 2020 einmal im Testbetrieb. Am Mittwoch stellten Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Wiener-Linien-Chef Günter Steinbauer das Zukunftsprojekt den Medien vor.
Dahinter stehen in Form des Konsortiums „auto.Bus – Seestadt“ die Wiener Linien selbst, das Austrian Institute of Technology (AIT), das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), TÜV Austria, Siemens sowie der französische Bushersteller NAVYA. Zwei Test-Busse lässt man sich 1,5 Millionen Euro kosten.
20 Stundenkilometer
Mit einer herkömmlichen Busfahrt hat das Erlebnis eBus noch nicht viel gemeinsam – und selbst im Vergleich zu kleinen Innenstadtbussen wirken die Fahrzeuge geradezu schnuckelig. Gerade einmal 4,75 Meter misst der Mini-Bus, 2,65 Meter ist er hoch. Durch eine Doppeltüre in der Mitte können Fahrgäste ein- und aussteigen.
Im Inneren (Bild) hat man eher das Gefühl, in einer Gondel als in einem Autobus zu sitzen. Bei der Probefahrt für die Journalisten sucht sich das Fahrzeug, in dem elf Fahrgäste und ein sogenannter Operator – quasi ein Aufpasser – Platz haben, im Schritttempo seinen Weg. Immer strikt der mittels Laserscannern vermessenen Strecke entlang. Sobald der eBus in der Seestadt im Linienbetrieb zwischen Wohngebäuden zur U-Bahn verkehrt, wird er das mit maximal 20 Stundenkilometern tun. Ab Herbst soll er in der Donaustadt Probefahrten absolvieren – da allerdings ohne Fahrgäste.
Noch stecke das Verfahren in den Kinderschuhen, heißt es von den Wiener Linien. Man lehre dem eBus gerade erst das Gehen. Die Strecke muss den Bussen erst „beigebracht“ werden. Sprich: sie müssen „für das wirkliche Leben“ programmiert werden, sagt Sima. Sicherheit stehe ganz oben auf der Prioritätenliste. Das Fahrzeug ist mit Sensoren ausgestattet. Erkennt es Hindernisse, bleibt es stehen.
Keine Gefahr für Busfahrer
Das langfristige Ziel sei jedenfalls eine Erhöhung der Effizienz und der Betriebssicherheit autonomer Fahrzeuge. „Anders als beim Menschen, der müde und unkonzentriert werden kann, sind Aufmerksamkeit und Reaktionszeit beim eBus immer gleich“, erklärt Steinbauer.
Dass der gesamte Busverkehr der Stadt in absehbarer Zeit vollautomatisch abläuft, glaubt Sima nicht. Mittelfristig könnten aber Stadtrandgebiete zu wenig frequentierten Tageszeiten mit fahrerlosen Kleinbussen erschlossen werden. Das käme günstiger als das System der Anrufsammeltaxis, betont Steinbauer. Die Zukunftsvision sei, „dass man einen Bus bestellen kann, der einen von zu Hause abholt oder bis zur Wohnung bringt“, sagt Sima.
Busfahrer müssten jedenfalls nicht um ihren Job bangen, wird versichert. Eventuell werde sich das Berufsbild ändern.