Errichtung von OP-Zentrum verzögert sich weiter
Von Josef Gebhard
Die Fertigstellung des Zentral-OP II im Wilhelminenspital dürfte sich um etliche weitere Monate verzögern. Nach einer Reihe von Baumängeln (der KURIER berichtete) wurde der ursprüngliche Eröffnungstermin von März 2016 auf Frühjahr 2017 verschoben, mittlerweile rechnet man in Spitalskreisen mit einer Inbetriebnahme frühestens Ende 2017.
Hintergrund sind enorme Streitigkeiten zwischen dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) und dem Errichter, die deutsche Firma Cadolto, rund um die Behebung des massiven Schimmelbefalls, der in Folge eines Wassereinbruchs im Juli in dem vierstöckigen Containerbau aufgetreten war.
Wie berichtet hat der KAV den Errichter aufgefordert, bis Ende November einen Sanierungsplan vorzulegen. "Er entspricht aber leider nicht den Erwartungen des KAV – auch nicht den im Schimmel-Gutachten empfohlenen Sanierungsmaßnahmen", sagt ein KAV-Sprecher. Man habe nun dem Errichter erneut ersucht, binnen kürzester Zeit neue Pläne vorzulegen. "Der KAV geht davon aus, dass der Errichter diesen Forderungen nachkommt. Schließlich entgehen ihm seit März hohe Mieteinnahmen."
KAV ist nur Mieter
Zur Erklärung: Bei dem Bau (11.000 m² Bruttogeschoßfläche) handelt es sich um ein Interimsgebäude, in das unter anderen acht OP-Säle übersiedelt werden sollen, bis für sie ein neues fixes Gebäude zur Verfügung steht. Bis zu diesem Zeitpunkt – geplant ist das Jahr 2024 – bleibt das Objekt im Eigentum von Cadolto, die es an den KAV vermietet. Über die Höhe der Mietkosten hüllen sich beide Seiten in Schweigen. Dem Vernehmen nach liegen sie bei rund 300.000 Euro pro Monat. Immerhin: "Die Verzögerung hat keinen Einfluss auf den Spitalsbetrieb", betont der Sprecher. "Die Patientenbetreuung kann im gewohnten Ausmaß durchgeführt werden."
Branchenkenner kritisieren das hohe Risiko, das der KAV mit diesem Modell eingegangen ist. Wäre er selbst Eigentümer des Gebäudes könnte er wesentlich mehr Druck auf die Baufirmen zur Behebung der Schäden ausüben – etwa, indem er sich einfach austauscht. "So hingegen ist man dem Eigentümer in Bausch und Bogen ausgeliefert. Es ist fraglich, ob letztlich das Mietmodell dem KAV günstiger kommen wird, als wenn er das Gebäude gleich selber errichtet hätte", sagt der Branchenkenner.
Sollten sich KAV und der Errichter nicht bald auf ein Sanierungskonzept einigen, dürfte der Konflikt endgültig eskalieren. Der KAV könnte Pönalen in Rechnung stellen oder versuchen, aus dem Vertrag auszusteigen und in weiterer Folge den Errichter samt seinem Container-Bau von seinem Grundstück zu verweisen. Beides wäre jedoch wohl mit langwierigen Rechtsstreitigkeiten verbunden, die die die Fertigstellung des OP-Zentrums noch weiter verzögern würden.
Bei Cadolto war man gegenüber dem KURIER zu keiner Stellungnahme bereit.