Ein Wohnbaustadtrat von blauen Gnaden
Von Elias Natmessnig
Er war der große Sieger bei der Angelobung. Mit 81 Stimmen bekam Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) die meiste Zustimmung. Selbst Bürgermeister Michael Häupl kam nur auf 52 Stimmen. Ludwig bedankte sich für die breite Unterstützung. Die Sache hat nur einen Haken: Ohne die Stimmen der 34 blauen Mandatare, hätte Ludwig nur 47 Stimmen von Rot-Grün gehabt – zu wenig für die Angelobung.
"Wir haben geschlossen für Ludwig gestimmt, weil er immer korrekt uns gegenüber war", sagt FP-Klubchef Dominik Nepp. Das unterstreicht die Auswertung der Stimmzettel, bei der 34 Mal für Ludwig gestimmt wurde, nicht aber für andere rote Stadträte. Da auch in grünen Kreisen glaubhaft bestätigt wird, dass man geschlossen für Ludwig gestimmt habe, bleibt nur eine Möglichkeit: Gleich mehrere Genossen haben Ludwig nicht gewählt.
Schon länger gilt der SPÖ-Obmann von Floridsdorf als Verbinder zu Blau – was vor allem dem linken Flügel in der SPÖ extrem sauer aufstößt. Der Riss, der durch die Partei geht, dürfte für Klubchef Christian Oxonitsch weniger leicht zu kitten sein, als gedacht. Oxonitsch selbst reagiert gereizt: "Das war eine geheime Wahl, die geheim zu bleiben hat. Ich finde es ungeheuerlich, welche Gerüchte hier kursieren." Angesprochen auf die Frage, ob alle SPÖ-Gemeinderäte Ludwig gewählt haben, sagt er: "Ich gehe davon aus."
Der neue Grüne Landessprecher Joachim Kovacs beginnt seine Arbeit unterdessen mit einer Tour durch die Bezirke. "Alle Projekte werden letztendlich in Bezirken umgesetzt. Daher muss man dort eine Akzeptanz schaffen", sagt Kovacs. Rot-Grün müsse dabei vor allem die gemeinsame Positionen in den Vordergrund stellen. " Wenn rüberkommt, dass wir nur streiten, hilft das nur den anderen Parteien." Dass der Start nicht optimal war, sieht auch Kovacs so: "Man gewinnt ein 100-Meter-Rennen aber nicht am Start sondern auf der Ziellinie."