Ein Spiegel hätte Nils' Tod verhindert
Von Michael Berger
Der Unfall des dreijährigen Nils aus Wien-Margareten erschüttert. Denn der Tod des Kleinkindes hätte vermieden werden können.
Wie berichtet, fuhr der Bub auf seinem Roller am Dienstagnachmittag auf dem Gehsteig in der Stolberggasse 26 in Richtung seiner – wenige Meter entfernten – Mutter. Plötzlich schob ein Mercedes-Kleintransporter aus einer Hof-Ausfahrt. Nils prallte ungebremst in die rechte Seite des Klein-Lkws, kam zu Sturz und wurde vom rechten Vorderreifen überrollt. Vor den Augen seiner Mutter und seines fünfjährigen Bruders erlag er noch an der Unfallstelle den schweren Verletzungen. Die Familie wird zur Zeit psychologisch betreut.
Am Mittwoch kritisierten ARBÖ und ÖAMTC die fehlenden Warnhinweise und Sicherheitseinrichtungen vor Gebäude-Ausfahrten wie etwa bei Hausgaragen.
„Bei exponierten Ausfahrten müssten Spiegeln, wie im Straßenverkehr üblich, verpflichtend sein. Diese optische Hilfe kostet wenig, kann aber Leben retten. Warum der Gesetzesgeber hier nicht längst aktiv wurde, bleibt ein Rätsel“, meint ARBÖ-Sprecher Thomas Woitsch.
ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer geht einen Schritt weiter: „Bereits beim Bau der Gebäude sollten Verkehrssachverständige für die Sicherung der Aus- und Einfahrten beigezogen werden.“ Spiegel können helfen, sind aber, etwa im Winter, nicht als Allheilmittel zu sehen. Hoffer bietet auch an, dass der ÖAMTC Hauseigentümer mit Aus- und Einfahrten – die Gehsteige queren – beraten würde.
Warnung auf Gehsteigen
Seitens der Interessensvertretung der österreichischen Hausbesitzer kam ein weiterer Vorschlag. „Gehsteige vor Aus- und Einfahrten sollten mit plakativer Farbe gekennzeichnet werden. Wenn die Stadt Wien Radwege rot oder grün bemalen kann, warum nicht auch Teile von Gehsteigen? Wiens Gehwege sind Eigentum der Gemeinde“, fordert Jurist Roman Ressler. Von Spiegeln und Kameras hält er wenig: „Man kann nicht alle Kosten auf die Hausbesitzer abwälzen.“
Beim KURIER-Lokalaugenschein in Wien-Margareten wurde klar, dass ein Spiegel das Drama hätte verhindern können.
Berufschauffeur Helmut Naschenwang – er fährt öfters durch die Ausfahrt – spricht von einer sehr gefährlichen Stelle: „Die Straße führt vom Hof aufwärts. Geht der Schranken hoch, musst man Gas geben, steht aber schon nach drei, vier Metern auf dem Gehsteig. Man hat Angst, dass einem der Schranken auf das Auto fällt.“
Am Mittwoch wurde der noch immer unter Schock stehende Unglückslenker, Christian G., 33, einvernommen. Er hat den Buben weder gesehen, noch den Aufprall auf dem Klein-Lkw registriert.